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09. November 2024

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Demokratisch legitimierte digitale Infrastruktur

Demokratisch legitimierte digitale Infrastruktur©piqs.de/jose luis cernadas iglesias

In Europa fehlt digitale Infrastruktur um im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) mithalten zu können, so der Befund von Forschern des Austrian Institute of Technology (AIT) beim Forum Alpbach.

Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz lernen Maschinen, sich selbst zu verbessern und automatisiert zu handeln. Konsumenten nutzen das etwa bei der Spracherkennung am Handy oder wenn individuelle Kaufvorschlägen von Internet-Händlern kommen. Eine solche Infrastruktur bestimmt allerdings auch, „ob wir Daten kontrollieren oder wir kontrolliert werden", erläuterte Petra Schaper-Rinkel vom Austrian Institute of Technology (AIT) im Rahmen der diesjährigen Alpbacher Technologiegespräche.

Vorherrschaft von China und USA verhindern
KI sei ein zentrales Thema für den digitalen Wandel, betonte auch Hannes Androsch, Aufsichtsratschef des AIT. Es sei auch eines der Wettbewerbsfelder im Wettkampf um die Vorherrschaft zwischen den USA und China, wo die Technologie-Konzerne Milliardenbeträge in KI investieren. China verfolgt zudem eine nationale KI-Strategie, die das Land zur weltweit führende KI-Nation machen soll und auch Deutschland will zum weltweit führenden KI-Standort werden und setzt hier gemeinsam mit Frankreich auf mehr europäische Forschungskooperation.
Mehr Kooperation wollen auch Forscher, die fürchten, dass Europa bei KI künftig nicht mehr mithalten kann, auch und vor allem weil Wissenschafter in die USA abwandern. Mehr als 500 europäische Wissenschafter haben daher kürzlich dazu aufgerufen, einen europäischen Forschungsverbund zu schaffen, die "Confederation of Laboratories for Artificial Intelligence in Europe" (Claire).

Die Kontrolle über die Daten
Eine entscheidende Frage für AIT-Forscherin Schaper-Rinkel ist: „Wer entwickelt KI zu welchem Zweck". Bei der Industrialisierung sei etwa der Transport überaus relevant gewesen – und Eisenbahnen waren daher im staatlichen Eigentum. "Warum müssen wir zum Einkaufen, Handeln und Bezahlen von einzelnen Unternehmen abhängig sein", so Schaper-Rinkel, die am AIT im Bereich Politikwissenschaften zu Fragen der technischen Zukunft forscht.
Durch demokratisch legitimierte digitale Infrastrukturen, wo die Menschen bestimmen, wem sie welche Daten geben, würde auch die Transparenz steigen, so eine These. „Die Frage der Kontrolle über die Daten sei auch für die Nutzung der Innovationspotentiale entscheidend,“ spricht Matthias Weber, Leiter des AIT-Center for Innovation Systems and Policy einen weiteren Punkt an. Weber sieht auch den zunehmenden Bedarf nach Personen, die sowohl juristisches als auch KI-Verständnis haben. Dies sei für die Definition der Rahmenbedingungen nötig.

Androsch fordert KI-Strategie und Grosscomputer
Für Androsch braucht es in Österreich eine inhaltliche KI-Strategie, die von der Forschung kommen müsse, und eine entsprechende Unterstützung seitens der Politik. Es gebe durchaus einzelne "Nuklei", wie den "Complexity Science Hub Vienna". Notwendig wären aber „zwei bis drei Zentren, die sich schwerpunktmäßig mit KI beschäftigen, um an verlorenen Boden aufzuholen,“ betont Androsch.
Dazu würde auch eine entsprechende Großcomputerausstattung gehören. Denn „Österreichs leistungsfähigster Computer habe eine Leistung von rund 600 Teraflops, jener der Schweiz 20.000 und der weltweit beste 122.000 Teraflops“, so Androsch. Ebenso dringend notwendig wäre ein Forschungsfinanzierungsgesetz, um den Forschungseinrichtungen bessere Planbarkeit zu ermöglichen und eine Exzellenzinitiative für die Universitäten.

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APA-Science/red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 03.09.2018