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29. März 2024

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Digitaler Schutzengel

Digitaler SchutzengelAndy Urban

Schutz und Überwachung. Vier Schülerinnen der HTL Leonding programmierten und erstellten im Alleingang ein Projekt, das pflegebedürftigen Personen ein Leben in gewohnter Umgebung ermöglichen soll.

Elisabeth Pilz, Bernadette Obermair sowie Melanie und Stefanie Gegenleithner von der HTL Leonding (Oberösterreich) hatten anläßlich des Bundesfinales von talents austria gleich doppelten Grund zum Jubeln: Ihr „digitaler Schutzengel“ wurde zum Sieger- und zugleich zum besten Mädchen-Projekt des Wettbewerbs gekürt.
Hinter dem Projektnamen verbirgt sich ein umfangreiches, sensorgesteuertes Schutz- und Überwachungssystem für pflegebedürftige Menschen in ihrem Lebensumfeld. Der „digitale Schutzengel“ ist ein unsichtbarer Helfer im Hintergrund, der Gefahrensituationen erkennt und in Notsituationen Hilfe herbeiruft. Das funktioniert mit Hilfe von Sensoren, die überall in der Wohnung verteilt, zu erkennen versuchen, ob ein Unfall passiert ist und die zu betreuende Person eventuell Hilfe benötigt. Wird ein Alarm ausgelöst, aktiviert sich automatisch die Benachrichtungskette (Nachbarn, Angehörige, Rettung).

Hi-Tech-Kontrolle
Darüber hinaus versucht das System auch gewisse Aktionen der zu betreuenden Person zu erkennen. Die benutzerfreundliche Oberfläche ermöglicht eine automatisierte Auswertung verschiedener Inputs, die grafisch dargestellt werden können: Angezeigt werden können etwa die aktuelle Position des pflegebedürftigen Menschen oder auch der Zeitpunkt des letzten Badezimmerbesuchs. Durch die statistische Auswertung ist es Angehörigen möglich, Unregelmäßigkeiten in der Lebensführung zu erkennen und gegebenenfalls gegenzusteuern.

Gelungene Teamarbeit
Enwickelt wurde das Konzept im Rahmen einer zweijährigen Projektarbeit. „In dieser Zeit konnte ich viele neue Fähigkeiten erlernen, bedingt durch die enge Zusammenarbeit im Projektteam Konfliktsituationen zu lösen und Aufgaben auf die einzelnen Teammitglieder aufzuteilen“, berichtet Projektleiterin Elisabeth Pilz. Sich mit neuen Technologien beschäftigen zu können, Benutzeroberflächen zu gestalten und mit den Kommunikationsmöglichkeiten von Sensoren zu experimentieren, waren wertvolle Erfahrungen für die Maturantin.
Ihre Stellvertreterin Melanie Gegenleithner ergänzt: „Ich wollte vor allem älteren Personen den Alltag erleichtern und ihr Wohlergehen sicherstellen. Unser Projekt sollte diesen Menschen ein Leben in ihrem gewohnten Umfeld ermöglichen. Ich habe aber auch neue Technologien wie Java FX, Phidgets und andere kennengelernt. Ich habe gelernt, was Teamarbeit bedeutet und wie wichtig Zeiteinteilung ist, da der Projektaufwand oft unterschätzt wird.“

Ambitioniertes Vorhaben
Trotz zahlreicher Stolpersteine ließen sich die Mädchen von Anfang an nicht von ihrem ambitionierten Vorhaben abbringen. „Zuerst erschienen unsere Ideen nicht nur abenteuerlich, sondern auch nicht realisierbar “, erinnert sich Bernadette Obermair an die recht mühseligen ersten Schritte: „Als wir dann bei talents austria mitmachten und den ersten Platz gewannen, war das für mich ein großartiges Gefühl und eine Bestätigung dafür, dass sich die Arbeit, die wir in den digitalen Schutzengel investiert hatten, gelohnt hat.“
„Neue Technolgien kennenzulernen und die Arbeit im Team“, zählen auch für Stefanie Gegenleithner zu den wichtigsten Erfahrungen, die sie im Laufe der zwei Jahre gemacht hat: „Meine aussschlaggebende Motivation, warum ich bei diesem Projekt mitgearbeitet habe, war, dass unsere Bevölkerung immer älter wird unser Projet ihnen im Alltag eine wertvolle Hilfe sein kann. Spannend war auch die Arbeit mit Java FX und Phidget-Sensoren.“

Funktionsfähiger Prototyp
Lobende Worte findet Betreuungslehrer Thomas Stütz: „Das Mädchenteam zeichnete sich durch besonderes Engagement aus. Das Projekt umfasste Technologien, die nicht im Unterricht gelehrt wurden die sich die Mädchen im Selbststudium aneigneten. Auch zeigten sie großes Interesse bei der Erarbeitung von Einsatzszenarien.“

Economy Ausgabe 999999, 19.06.2012