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28. März 2024

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Nachhaltige Hilfe für psychisch kranke Jugendliche

Nachhaltige Hilfe für psychisch kranke Jugendliche© Pexels.com/Anete Lusina

Land Niederösterreich reagiert umgehend auf Entwicklung bei psychischen Belastungen von jungen Menschen. Online-Selbsthilfeprogramm IstOkay.at ist gestartet und zudem neues Forschungszentrum für jugendliche Transitionspsychiatrie.

(red/czaak) Psychische Erkrankungen nehmen bei Jugendlichen immer mehr zu. Eine aktuelle Studie des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems zeigt, dass österreichweit 62 Prozent der Mädchen und 38 Prozent der Burschen eine depressive Symptomatik aufweisen (economy berichtete). Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich depressive Symptome oder Ängste verfünf- bis verzehnfacht.

„Diese Entwicklung ist sehr besorgniserregend. Die Belastungsgrenze der Jugendlichen scheint weit überschritten zu sein. Daher ist es mir sehr wichtig, dass wir hier von Seiten der Politik schnell reagieren und so haben wir auch die Donau-Universität Krems bei der Entwicklung eines Online-Selbsthilfeprogramms unterstützt“, erläutert Johanna Mikl-Leitner, Landeschefin von Niederösterreich den Start der Plattform istokay.at.

Eigenes Forschungszentrum für junge Menschen
Psychische Störungen bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 25 waren schon vor Ausbruch der Pandemie ein Problem. In Österreich leidet fast jeder vierte Jugendliche in dieser Altersgruppe unter einer psychischen Störung. Für Niederösterreich umgelegt sind das etwa 42.000 betroffene Jugendliche. Ergänzend zum neuen Selbsthilfeprogramm finanziert Niederösterreich daher nun auch das neue Forschungszentrum „Transitionspsychiatrie“ der Karl Landsteiner Privatuniversität am Standort des Uniklinikums Tulln mit fast 1,4 Millionen Euro bis 2026.

Selbsthilfeplattform istokay.at
„Gerade für Jugendliche am Übergang zwischen Kindheit und Erwachsensein besteht eine besondere Versorgungslücke, da oft weder die Angebote der Kinderpsychiatrie noch die der Erwachsenpsychiatrie adäquat oder attraktiv erscheinen“, erläutert Johanna Mikl-Leitner. Im Selbsthilfeprogramm istokay.at erfahren Jugendliche was sie selbst tun können und dazu soll ihnen der Hilfeanspruch leichter gemacht werden. Es brauche „unterschiedliche und besonders niederschwellige Angebote, um möglichste viele Betroffene zu erreichen“. Istokay.at wurde wissenschaftlich von der Donau-Uni Krems entwickelt und betreut.

Ein Zeichen von Stärke
In Video-Podcasts werden Ursachen, Symptome und Zusammenhänge von unterschiedlichen Bereichen wie Stress, depressive Symptome, Schlafstörungen oder Ängste kompakt erläutert und Techniken vorgestellt die Jugendliche in ihren Alltag integrieren können. Das Programm wurde für die Altersgruppe von 14 bis 20 Jahre entwickelt und ist kostenlos aufrufbar. „Es ist normal, dass man Sorgen oder Ängste hat. Wichtig ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist ein Zeichen von Stärke und Größe“, appelliert Mikl-Leitner die neue Plattform zu nutzen.

Forschungsgruppe DOT und Uniklinikum Tulln
Die Transitionspsychiatrie wiederum ist ein relativ neues Feld innerhalb der Psychiatrie und fokussiert auf junge Menschen zwischen dem 15. und 25.Lebensjahr. Das neue Forschungszentrum in Niederösterreich ist eine Kooperation der Forschungsgruppe DOT („Die offene Tür“) – einer gemeinsam mit der Ludwig Boltzmann Gesellschaft etablierten Forschungseinheit - und der Abteilungen Erwachsenenpsychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Tulln. Durch diese Zusammenarbeit sollen zukünftig PatientInnen gemeinsam betreut werden und Forschung rund um die gemeinsame klinische Arbeit betrieben werden.

Das Prinzip Open Innovation
Das Zentrum folgt dem „Open Innovation“ Prinzip, wo alle Stakeholder zentral in die Forschungsaktivitäten miteingebunden sind. „Es geht nicht nur darum, Jugendlichen bei der Bewältigung psychischer Probleme zu helfen, sondern auch zu verstehen, wie psychischen Problemen vorgebeugt werden kann. Dazu arbeiten wir gemeinsam mit den Jugendlichen mit einem großen Netzwerk von Institutionen und auch mit dem Schulsystem in Niederösterreich sowie der Caritas eng zusammen“, so Beate Schrank, Leiterin der Forschungsgruppe DOT.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 14.01.2022