Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

08. Mai 2024

Search form

Search form

Österreich wächst und altert

Österreich wächst und altertAPA/Herbert Pfarrhofer

Noch eine Generation, und unser Land wird 9,5 Millionen Einwohner zählen. Der Anteil von über 60-jährigen Personen wird dann allerdings schon ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Zum Glück wandern jüngere Arbeitskräfte zu.

Die gute Nachricht: Österreich wächst. Das Land hat gemäß der letzten Volkszählung von 2008 fast 8,35 Mio. Einwohner. Für das Jahr 2050 wird eine Bevölkerungszahl von knapp 9,5 Mio. Einwohnern erwartet, wonach die österreichische Hauptstadt Wien dann die 2-Millionen-Grenze überschreiten soll (derzeit 1,7 Millionen).
Das Wachstum wird sich in den kommenden Jahren aber großteils nur durch Zuwanderung erreichen lassen, urteilt Peter Hackl, ehemaliger Generaldirektor von Statistik Austria. Während sich in den nächsten 20 Jahren Geburten und Sterbefälle in Österreich noch die Waage halten dürften, sei ab 2030 mit stärkeren Geburtendefiziten zu rechnen, so Hackl.
Nach seinen Prognosen wird sich die Altersstruktur in Österreich „deutlich“ hin zu älteren Menschen verschieben. Zurzeit ist rund ein Viertel der Bevölkerung älter als 60 Jahre, langfristig dürften es mehr als 30 Prozent sein. Die Absolutzahl der über 75-jährigen Österreicher soll bis 2030 von derzeit 662.000 auf über eine Million steigen.
Der Alterungsprozess wird im Wesentlichen alle Bundesländer betreffen, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. Wien wird sich in Zukunft zum demografisch jüngsten Bundesland Österreichs ent­wickeln.

Wanderungsgewinn
Das Bevölkerungswachstum in Österreich wird wesentlich vom sogenannten „Wanderungsgewinn“ abhängen, das ist der Saldo aus Zu- und Abwanderung. 2008, zum Datum der letzten Erhebung, betrug dieser Saldo rund 34.400 Personen.
„Zunehmende Verflechtungen mit den bisherigen und den neuen EU-Ländern, das schrittweise Auslaufen der Übergangsbestimmungen für den Arbeitsmarkt, bestehende Ansprüche auf Familiennachzüge infolge von Einbürgerungen sowie in gewissem Ausmaß auch ökonomisch bedingte Migration aus Drittstaaten werden langfristig zu einem weiterhin hohen Immigrationsniveau beitragen“, meint Hackl.
Vorerst noch wird der „Wanderungsgewinn“ jährlich zwischen 26.000 und 37.000 Personen betragen. Ab dem Jahr 2020 wird die Differenz aus Zu- minus Abwanderung langfristig bei rund 30.000 Personen relativ konstant bleiben. 2030 werden gemäß der vorliegenden Prognose den 105.000 Zuzügen aus dem Ausland knapp 75.000 Personen gegenüberstehen, die Österreich verlassen.
Beim Bevölkerungswachstum werden regional unterschiedliche Entwicklungen erwartet. Überdurchschnittlich starkes Bevölkerungswachstum wird für Wien und Niederösterreich prognostiziert. Kärnten wird hingegen langfristig mit Bevölkerungsverlusten zu rechnen haben. Die künftigen Bevölkerungsentwicklungen des Burgenlandes sowie von Vorarlberg und Tirol entsprechen grosso modo dem Bundestrend. Das Bevölkerungswachstum Salzburgs und Oberösterreichs sowie der Steiermark soll hingegen unterdurchschnittlich stark ausfallen.
Interessant ist das Phänomen der Binnenwanderungen, also der Wohnsitz- und Arbeitsplatzverlegungen innerhalb Österreichs.

Wien wächst
Durch die Größe Wiens als Millionenstadt und die funktionalen Verflechtungen mit den angrenzenden Regionen sind die „Wanderungsbewegungen“ im Osten Österreichs ausgeprägter als im übrigen Bundesgebiet. Die Binnenwanderung betrifft vor allem junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren sowie in der überwiegenden Mehrzahl inländische Staatsangehörige.
Die altersspezifischen Muster der Binnenwanderung zeigen einen ausgeprägten Trend zur Suburbanisierung, der mit steigendem Alter ebenfalls auf stadtfernere Gebiete übergreift. Einzig die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 26 Jahren wandern überwiegend in die Kern­städte, um die dortigen Bildungschancen und Arbeitsplatz­angebote wahrzunehmen.
Doch aus Österreich wird auch ausgewandert: Im Jahr 2009 haben rund 87.200 Staatsbürger das Land verlassen, davon mehr als die Hälfte in Richtung EU-Raum und Schweiz. Knapp 11.000 sind nach „unbekannt“ verzogen.
Bei den Zuwanderungen dominierten Deutsche mit mehr als 7000 Personen, gefolgt von Rumänen und Ungarn. Stark waren auch die Zuzüge aus der Slowakei und Bulgarien. Aus Nicht-EU-Staaten dominierte der Zuzug aus der Türkei, den Ländern Ex-Jugoslawiens, aus Russland und aus asiatischen Staaten mit Dominanz von China und Iran.

Economy Ausgabe 85-06-2010, 25.06.2010