Die Themen Eigenkapital und Investitionen
Mehr Eigenkapital bei Österreichs Unternehmen. Investitionen erfolgen vorsichtiger mit entsprechenden Auswirkung auf heimischen Kreditmarkt, so aktuelle Erhebung des KSV1870.
(red/czaak) Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnten die Österreichischen Unternehmen zuletzt ihre Eigenkapitalausstattung verbessern. 57 Prozent (+ 6 Prozent gegenüber 2023) der Betriebe bewerten ihre aktuelle Eigenkapitalsituation daher auch mit „sehr gut“ oder „gut“. Gleichzeitig sehen 42 Prozent der Befragten die Entwicklung innerhalb der vergangenen drei Jahre positiv.
Die Ambivalenz beim Thema Investitionen
Die Investitionsfreude der Unternehmen sinkt parallel aber trotzdem und das steht im Kontext mit zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen und negativen Einflüssen, etwa geopolitisch. Lediglich 17 Prozent (2023: 21) haben Investitionen im laufenden Jahr fix eingeplant. Gleichzeitig steigt der Anteil jener, die Investitionen für 2024 bereits jetzt zur Gänze ad acta gelegt haben und das hat auch Folgen für den heimischen Kreditmarkt. Gerade einmal neun Prozent (2023: 20 Prozent) der Unternehmen planen eine Kreditaufnahme in diesem Jahr.
Der Mix an Krisen, mit denen sich Österreichs Wirtschaft zuletzt konfrontiert sahen, ist wohl einzigartig und hat vielerorts auch unmittelbaren negativen Einfluss sowohl auf die Geschäftstätigkeit als auch die betrieblichen Ergebnisse genommen. Gleichzeitig aber bewerten 57 Prozent der Befragten ihre aktuelle Eigenkapitalausstattung mit „sehr gut“ oder „gut“. Besonders gut entwickeln sich Industrieunternehmen, 71 Prozent performen sogar überdurchschnittlich.
Sichtweisen von einzelnen Branchen
Runtergebrochen auf einzelne Segmente und Branchen, ist das Gewerbe mit 46 Prozent am wenigsten zufrieden. In diesem Sektor ist auch das getroffene Urteil „mangelhaft“ und „ungenügend“ mit 21 Prozent am höchsten. „Viele Unternehmen haben zuletzt vieles richtig gemacht. Angesichts zahlreicher externer Gefahren ist das keine Selbstverständlichkeit und zeugt von einer bestehenden Widerstandsfähigkeit“, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH.
Beim Handel sind 43 Prozent der Unternehmen mit der Entwicklung zufrieden, 24 Prozent sind unzufrieden. In der Bauwirtschaft sind 40 Prozent zufrieden und 23 Prozent unzufrieden. Im Bereich Gastronomie/Beherbergung gab es hingegen überwiegend Stillstand in punkto Eigenkapitalentwicklung: Hier sind 28 Prozent zufrieden und 21 Prozent unzufrieden, dazu hat sich bei 51 Prozent de facto keine Veränderung ergeben.
Hintergründe und Bereiche für Investitionen
Die Bandbreite an Herausforderungen und wirtschaftlichen Ungewissheiten dürfte auch dazu führen, dass Unternehmen ihre Investments noch vorsichtiger und genauer planen. Nur 17 Prozent (2023: 21) der Unternehmen haben für dieses Jahr Investitionen fest eingeplant, weitere 41 Prozent (49 in 2023) machen etwaige Investments von der künftigen Geschäftsentwicklung abhängig. Parallel dazu steigt der Anteil von jenen, die keine Investitionen ins Auge fassen von 30 auf 42 Prozent an.
Ein Lichtblick: Von jenen Unternehmen, die Geld in die Hand nehmen möchten, wollen 55 Prozent die Investitionen dazu nutzen, um den eigenen Betrieb weiterzuentwickeln und innovativer auszurichten. Das ist insbesondere in der Industrie und am Dienstleistungssektor der Fall. Gleichzeitig gibt es aber auch 41 Prozent (Handel, Gewerbe), die etwaige Investments primär für die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs verwenden wollen.
Die Auswirkungen auf den heimischen Kreditmarkt
Die rückläufige Investitionsbereitschaft innerhalb der österreichischen Wirtschaft führt auch zu einer Reduktion der Kreditaufnahmen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind diese deutlich gesunken ist, von von 20 auf neun Prozent. Gerade einmal jedes zehnte Unternehmen will im Jahr 2024 einen Kredit aufzunehmen. „Insgesamt scheinen Österreichs Unternehmen dem Thema Kredit aktuell eher reserviert gegenüberzustehen. Es scheint schon jetzt klar, dass es Ende des Jahres deutlich weniger Kreditvergaben geben wird als in der jüngeren Vergangenheit“, so Wagner.
Die häufigsten Gründe für Kredite sind auch heuer insbesondere Renovierungs- und Umbaumaßnahmen, der Aufbau neuer Geschäftsbereiche sowie der Ankauf von Immobilien. Generell wird die Kreditaufnahme seitens der Unternehmen als zunehmend schwieriger bewertet, so die Erhebung des KSV1870. Aktuell tun das 66 Prozent der Betriebe, vor zwei Jahren waren es noch 52 Prozent. Primäre Gründe sind die Zinserhöhungen, aber auch die Forderung von immer mehr privaten und unternehmerischen Sicherheiten. Zusätzlich erschwert das hohe Maß an Bürokratie eine mögliche Kreditaufnahme.
Wünsche von Unternehmen an die nächste Regierung
Auf die Frage, welche Wünsche die heimischen Unternehmer an eine zukünftige Bundesregierung haben, wurden insbesondere die zuvor als erschwerend angesehenen Faktoren genannt. Das sind primär die Senkung von Lohnkosten, die Reduktion der Bürokratie und umfassende Steuerentlastungen. Angesichts der aktuellen Kostensituation in vielen Bereichen kommt dies wenig überraschend. Genauso wichtig wären aber auch Gegenmaßnahmen zum Thema Arbeitskräftemangel und eine praxisorientierte Bildungsreform, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen und Anforderungen der Wirtschaft orientiert, so das Resümee des KSV1870.
Im Rahmen des Austrian Business Checks befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Unternehmen in Österreich, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage im März 2024, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben rund 1.200 Unternehmen teilgenommen, so die Angaben des Kreditschutzverbandes von 1870, KSV1870.