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08. Mai 2024

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Wirtschaftsfeindliches Österreich

Wirtschaftsfeindliches Österreich© piqs.de/zeppelin

Nur 11 Prozent der Unternehmen schätzen die gesamtwirtschaftliche Lage derzeit als gut ein, so ein aktuelle Studie des Kreditschutzverbandes.

In Zeiten flauer Konjunktur reiten viele Betriebe auf der Optimierungswelle, um den Status quo zu erhalten. Zwei Drittel planen für 2016 keine zusätzlichen Stellen, 16 Prozent möchten sogar Stellen abbauen. Zusätzliche Belastungen aus der Steuerreform werden beklagt. Strenge Arbeitszeitregelungen hält knapp ein Drittel der Befragten (32 Prozent) für wirtschaftsfeindlich. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) wünscht sich eine Flexibilisierung.
Von Stellenabbau bedroht sind laut der Umfrage des KSV1870 verstärkt Dienstnehmer von Gewerbebetrieben, kleinen Unternehmen sowie von Kärntner Unternehmen. Bei den Branchen führt das dienstnehmerintensive Gastgewerbe, gefolgt von Holz/Möbel, Papier/Druck/Verlagswesen und der Bauwirtschaft.

Großen Betriebe versus Kleinunternehmen
Sicherer dürften die Arbeitsplätze im Technologie- und Industrie-Bereich sein. Etwa in der elektronischen Datenverarbeitung sind spürbare Erhöhungen geplant. Den großen Betrieben geht es etwas besser: 29 Prozent wollen Mitarbeiter einstellen. Im Durchschnitt trifft das nur auf 18 Prozent zu.
Am stärksten trifft die Betriebe nach eigener Angabe die Erhöhung der Kapitalertragssteuer für Gewinnausschüttungen. Damit werden Unternehmen aller Größenordnungen in die Pflicht genommen, besonders betroffen fühlen sich mit 83 Prozent die kleinen Betriebe.
An zweiter Stelle rangieren die Herabsetzung der AfA für Betriebsräumlichkeiten und die Abschaffung des Bildungsfreibetrages bei der Weiterbildung von Mitarbeitern mit jeweils 67 Prozent. Von der Kassen- und Belegerteilungspflicht und der teilweisen Umsatzsteuererhöhung sind jeweils die Hälfte der Unternehmen betroffen.

Mehr Flexibilisierung
Mehr als die Hälfte meint, dass eine Flexibilisierung der Arbeitszeit notwendig sei, 32 Prozent bezeichnen die derzeitigen Gesetze sogar als wirtschaftsfeindlich. Bei diesem Thema gibt es eine Kluft zwischen Kleinst- und Kleinbetrieben, die sich verstärkt neue Lösungen wünschen, und Mittel- und Großbetrieben, die die aktuelle Gesetzeslage noch eher für gut befinden. „Je größer ein Unternehmen, desto eher kann es personelle Engpässe abfedern. Kleine haben viel weniger Handlungsspielraum“, erklärt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG.
Nur 11 Prozent der Befragten schätzen aktuell, dass es der Gesamtwirtschaft sehr gut oder gut geht. 51 Prozent orten eine befriedigende Lage. 38 Prozent sind überzeugt, dass es der Wirtschaft in Österreich schlecht oder sogar sehr schlecht geht. Für das Gesamtjahr 2016 soll sich kaum etwas ändern, so die Prognose der Befragten.

An der KSV1870 Umfrage haben im Februar 2016 rund 1.600 Mitglieder und Kunden des KSV1870 teilgenommen.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.04.2016