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29. April 2024

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Modernes Sklaventum floriert

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Jährlich werden zwischen 600.000 und 800.000 Menschen grenzüberschreitend „gehandelt“, das heißt für Geld and Mittelpersonen verkauft und zu Zwangsarbeit oder Zwangsprostitution eingesetzt. 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen.

Frauenhandel hat Ursprünge, die bis in graue Vorzeit zurückreichen. Die Vermittlung und der Verkauf von Frauen für sexuelle Ausbeutung geht bis zu den altertümlichen Gesellschaften der Griechen und Römer zurück, erlebte aber mit dem Aufkommen des Sklavenhandels seine große Blüte. Bis ins 19. Jahrhundert war etwa der Menschenhandel und damit auch die Verschleppung von Frauen sogar offiziell erlaubt.
Heute ist Frauenhandel zwar ein kriminelles Delikt, dennoch floriert er wie eh und je. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete ihn als "Die Sklaverei der Moderne".
Laut dem jährlichen Bericht der Vereinten Nationen zum Thema Menschenhandel werden in der Mehrzahl der Fälle die Opfer mit der Absicht der sexuellen Ausbeutung (79%) und Zwangsarbeit (18%) verschleppt und verkauft. Andere Absichten wie Zwangsheirat, Organhandel, Kriegsdienst oder Kinderbettelei konnten nur in Einzelfällen nachgewiesen werden.
Die am stärksten vom Menschenhandel betroffenen Regionen sind Zentral- und Südostasien, das subsaharische Afrika und einige südamerikanische Staaten. Die wichtigsten Zielregionen sind die zentral- und westeuropäischen Staaten sowie die USA.
Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung sieht die dringende Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit der einzelnen Staaten, um Menschenschmuggel effektiv bekämpfen zu können. Die Welt müsse „aufwachen“ und sich der Tatsache einer „modernen Form der Sklaverei“ bewusst werden, sagt Antonio Maria Costa, Direktor des UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime).

"Ware Mensch"
Laut einer Studie der International Labour Organisation entwickelt sich Menschenhandel verstärkt zu einer der gewinnbringendsten Formen des organisierten Verbrechens. Gemäß dieser Studie machen kriminelle Netzwerke mit der „Ware Mensch“ einen Gewinn von 32 Milliarden Dollar pro Jahr. Neben dem illegalen Drogen- und Waffenhandel steht Menschenhandel an dritter Stelle hinsichtlich der erzielten Gewinne.
Allerhäufigst stammen die Opfer von Menschenhandel aus ärmeren Staaten. Hier können unter anderem Probleme und Gewalt in der Herkunftsfamilie, ein niedriges Bildungsniveau, Arbeitslosigkeit sowie eine schwierige Wohnsituation eine Rolle spielen.
Österreich ist durch seine Lage im Zentrum Europas von Menschenhandel als Transit- und Zielland betroffen, sagt das österreichische Außenministerium. Schätzungen zufolge sind in Österreich insbesondere die sexuelle Ausbeutung sowie sklavereiähnliche Zustände bei Hausangestellten und Kinderhandel verbreitet.
Bezüglich Frauenhandels vertritt die Task Force Menschenhandel im Ministerium die Ansicht, dass „eine klare Unterscheidung der Bedürfnisse von Personen notwendig ist, die freiwillig sexuelle Dienstleistungen zu Erwerbszwecken anbieten und von Personen, die Opfer von Menschenhandel, Zwang und Gewalt sind“. Grundbedingung dafür ist ein klares Konzept für den Umgang mit freiwilliger Prostitution – nur auf diese Weise kann die notwendige Trennlinie zu Menschenhandel und anderen Formen der sexuellen Ausbeutung und Gewalt gezogen werden.

Economy Ausgabe 999999, 19.11.2010