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26. April 2024

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Elektronischer Nachtdienst

Elektronischer Nachtdienst© Bilderbox.com

Das intelligente Zimmer erhöht die Sicherheit älterer Menschen und sorgt trotzdem für Privatsphäre.

Ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, wünschen sich oft, dass jemand regelmäßig in der Nacht nachschaut, damit sie im Notfall schnell Hilfe bekommen. An der TU Wien wurden nun technische Lösungen entwickelt, die automatisch gefährliche Situationen erkennen. Mit einigen einfachen Sensoren lässt sich feststellen, ob Gefahr besteht.
Gerade Menschen mit Demenzerkrankungen sind nachts oft recht aktiv und brauchen ein größeres Ausmaß an Fürsorge. Aber auch geistig fitte Menschen können stürzen. „Kontrollrundgänge kosten in Institutionen viel Zeit und Geld, und sie sind immer ein Eingriff in die Privatsphäre“, sagt Paul Panek vom Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU Wien.
Um die Zeitspanne zwischen Unfall und Hilfeleistung möglichst klein zu halten und gleichzeitig die Privatsphäre der Menschen zu schützen, wurde das Forschungsprojekt SignAAL gestartet. Ein Konsortium unter Leitung von Prof. Wolfgang Zagler entwickelte ein Sensorsystem zur Notfallauslösung.

Flexibel definierbar
„Wir haben Sensoren unter dem Bett installiert, die registrieren, wenn jemand aufsteht“, berichtet Panek. „Ein weiterer Sensor kann sich unter der Matratze befinden.“ Dazu kommen weitere Bewegungs- und Kontaktsensoren. Das Computersystem ist flexibel anpassbar: Manche Leute wollen, dass schon Hilfe herbeigerufen wird, wenn sie in der Nacht innerhalb von fünfzehn Minuten nach Verlassen des Betts nicht wieder zurückkehren. Bei anderen sind nächtliche Wachphasen, in denen sie durch die Wohnung spazieren, ganz normal – bei ihnen werden andere Kriterien festgelegt.
Dabei geht es nicht immer um akute Nothilfe nach einem Sturz. Oft kann das Unterstützungssystem auch dazu beitragen, dass es gar nicht erst zu Stürzen kommt. Etwa indem rasch Hilfe kommt, sobald stark sturzgefährdete Personen dabei sind, das Bett zu verlassen. Es wurden bereits umfangreiche Tests durchgeführt. „Wir konnten dabei zeigen, dass unser System großes Potenzial hat“, sagt Panek. In einigen Fällen konnten Stürze verhindert werden.
Das Projekt SignAAL wurde vom Zentrum für Angewandte Assistierende Technologien an der TU Wien geleitet. Beteiligt waren außerdem CareCenter Software GmbH, IRKS-Research GmbH, LieberLieber Software GmbH, LOIDL Consulting & IT Services GmbH und die RALTEC Forschungsgruppe für assistive Technologien. An der Erprobung wirkte unter anderem das Diakoniewerk Wien mit.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 05.05.2016