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29. April 2024

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Elektronik aus dem Drucker

Elektronik aus dem Druckerwww.bilton.at

Autorückleuchten, die nur mehr ein Sechstel wiegen, oder neue Bedienelemente für Waschmaschinen: Ein für den Staatspreis Innovation nominiertes Produktionsverfahren ermöglicht neue Wege in der Produktgestaltung.

Printed electronics beziehungsweise gedruckte Elektronik, so nennt die Salzburger Bilton International ihre Methode, Schaltkreise und Leiterbahnen auf eine flexible Endlosfolie aufzudrucken. „Mit jeder Druckstufe baut man immer mehr auf: erste Lage, dann eine Isolationsschicht, zweite Lage und so weiter. Dadurch erhalten wir eine Leiterplatine, die wir mit Bauteilen – wie LED oder Sensoren – bestücken können“, erklärt Patrick Müller, Geschäftsführer von Bilton International, im Gespräch mit APA-Science.
Nach dem Verlöten werden die Module auf die gerade benötigte Form zugeschnitten. „Wir integrieren Zusatzfunktionen, die die Produkte intelligenter und höherwertiger machen. Beispielsweise drucken wir RFID-Codes an, die Aufschluss darüber geben, wo sich das Produkt gerade befindet“, sagt Müller. Außerdem sei man durch das neue Verfahren flexibler und schneller – so lautet auch das Firmenmotto: „Besser Erster als Bester.“

Wenig Finanzierungskultur
In der Praxis könnte dadurch eine 2,4 Kilogramm schwere konventionelle Autorückleuchte durch eine gleichwertige mit nur 400 Gramm ersetzt werden. Der größte Vorteil aber ist, dass sich auf einer Folie die gesamte Elektronik anbringen lasse. Bei Waschmaschinen zum Beispiel könnte so auf Schalter verzichtet werden. „Da ist einfach eine Folie drinnen mit der Elektronik drauf. Vorne gibt es nur mehr eine Abdeckscheibe aus Plastik und den Hinweis, wo ich drucken muss. Tasten braucht man keine mehr.“
Dem Hype um Start-ups kann Müller, dessen Firma 2011 von der Wirtschaftskammer Salzburg als bestes Start-up-Unternehmen ausgezeichnet wurde, wenig abgewinnen. „Ich spüre keine Verbesserung bei den Rahmenbedingungen. Es ist schön, dass es alternative Finanzierungsformen wie Crowdfunding gibt. Aber was uns in Österreich fehlt, ist eine gewisse Finanzierungskultur über Business Angels, Investoren oder Beteiligungen. Nach wie vor sind die Banken die Hauptfinanzierungsgeber für die Unternehmen – auch in der Gründungsphase.“
Bilton International wurde im Jahr 2009 gegründet. Aktuell beschäftigt der Betrieb mit Sitz in Saalfelden rund 80 Mitarbeiter. Der Umsatz soll heuer auf 15,5 Mio. Euro klettern, im Jahr 2010 lag er noch bei 700.000 Euro.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 12.03.2016