Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

30. April 2024

Search form

Search form

Rekordentwicklung bei Biotech-Branche ohne Österreich

Rekordentwicklung bei Biotech-Branche ohne Österreichpiqs.de/Steve Jurvetson

Die globale Biotechnologie-Industrie verzeichnete 2014 ein Rekordjahr. Bei allen relevanten Finanzkennzahlen wie Umsatz, Profitabilität oder Kapitalbeschaffung wurden neue Höchstwerte erzielt, so der aktuelle Biotech-Report der internationalen Beratergruppe Ernst & Young (EY).

Die internationale Marktkapitalisierung etwa übersprang erstmals die 1-Billion-Dollar-Grenze und der Nettogewinn erhöht sich um 231 Prozent auf rund 15 Mrd. US-Dollar. Der Boom betrifft allerdings nur wenige Länder wie beispielsweise die USA, wo etwa Gilead Sciences durch neue Hepatitis C-Medikamente seine Marktkapitalisierung auf rund 142 Mrd. US-Dollar steigert. Österreichs Biotech-Branche spürt den Aufschwung nicht, hier zeigt sich nur ein leichtes Umsatzplus und eine weiterhin schwierige Finanzierungssituation.

Zukunftsbranche Biotechnologie
„Die herausragende Entwicklung der globalen Biotechbranche läutet ein neues Zeitalter der biotechnologischen Innovation ein, das Investoren wie auch Patienten eine langfristige Wertsteigerung verspricht,“ erläutert Erich Lehner, Partner und Industry Leader Biotechnology bei EY Österreich.
„Die Stimmung der Investoren könnte nicht besser sein, sie stecken momentan mehr Kapital in kleinere Unternehmen als jemals zuvor. Das kurbelt die Forschung weiter an und wird in den nächsten Jahren zu weiteren Durchbrüchen führen. Biotechnologie ist eine absolute Zukunftsbranche,“ so der EY-Experte.
Gleichzeitig bringt dieser Erfolg aber auch neue Herausforderungen mit sich, denen sich die Biotech-Branche stellen muss: „Die noch nie dagewesene Quote bei Produktzulassungen bringt auch einen noch nie dagewesenen Preis- und Konkurrenzdruck mit sich“, erklärt Lehner.

Das Thema Medikamentenpreise
„Die Unternehmen müssen permanent nachweisen, welchen Mehrwert ihre Produkte versprechen und wie sie zur Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens beitragen. Biotech-Unternehmen stecken immer mehr Geld in Forschung und Entwicklung, was sich auch in den Medikamentenpreisen widerspiegelt,“ sagt Lehner. Auch in Österreich zeigt die vom Hauptverband angestoßene Diskussion um Einkaufsgemeinschaften von mehreren EU-Ländern, dass das Thema Medikamentenpreise massiv an Bedeutung gewinnt.
Folge ist, dass „die Krankenkassen nur noch die Kosten für die wirkungsvollsten Medikamente zurückerstatten. Für die Firmen muss es daher das Ziel sein, die effizienteste Therapie für eine spezifische Indikation oder neue Medikamente für noch nicht behandelbare Krankheiten zu entwickeln. Die Konsolidierung in der Branche und die Bereinigung der Portfolios werden darum weitergehen,“ betont Lehner.

Kein Aufschwung in Österreich
Weniger positiv war das vergangene Jahr für die Biotech-Branche in Österreich. Die heimischen Unternehmen erwirtschafteten nur um drei Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Die Nettoverluste erhöhten sich weiter. „Der weltweite Aufschwung in der Biotech-Branche ist weitgehend an den österreichischen Unternehmen vorbeigegangen. Wie in vielen anderen Branchen fehlen momentan Investitionen an allen Ecken und Enden,“ sagt der EY-Experte.
„2014 war hinsichtlich der Aufnahme von Risikokapital das schwächste Jahr seit unserem Aufzeichnungsbeginn 1998. Das hat sich auch in einem erheblichen Wertverlust vieler Biotech-Unternehmen widergespiegelt. Gerade in einer Branche, die so stark F&E-abhängig ist, braucht es wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Finanzspritzen von Investoren anziehen,“ ergänzt Lehner. Dementsprechend schwach war das vergangene Jahr auch in punkto Neugründungen.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 01.07.2015