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26. April 2024

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Unerfreulicher Import

Unerfreulicher Import© piqs.de/diakona

Wegen Klimawandel und Globalisierung siedeln immer mehr nicht heimische Stechmückenarten in Europa – exotische Krankheitserreger inklusive.

Sie mag es warm und feucht, fühlt sich von Kohlendioxid, Hautgeruch und Lichtkontrasten angezogen: die Gelse. Rund 30.000 dieser für Menschen und Tiere lästigen und manchmal auch gefährlichen Mitbewohner wurden in den vergangenen zwei Jahren von Forschern der Veterinärmedizinischen Universität Wien eingefangen. In mehr als 40 Standorten in Ostösterreich wurden die Stechmücken von März bis Oktober gesammelt und anschließend morphologisch und erstmals genetisch bestimmt. In dem internationalen Forschungsprojekt arbeiten Forscher aus Frankreich, Deutschland und Österreich zusammen.
Nun untersucht das österreichische Team um Hans-Peter Führer die Mücken auf Krankheitserreger wie beispielsweise Fadenwürmer, Malaria und Viren wie das West-Nil-Virus, Zika oder die Tropenkrankheit Chikungunya. Bis jetzt wurden recht häufig Vogelmalaria und Filarien gefunden.

Westwärts
In Österreich sind derzeit 46 Arten von Stechmücken bekannt, davon sind vier nicht einheimisch. Dazu zählt die japanische Buschmücke, die infolge des Gütertransportes nach Österreich verschleppt wurde. Hier findet sie ein ähnliches Klima wie in ihrer ursprünglichen Heimat vor. Die asiatische Tigermücke wiederum, die das Dengue-Virus übertragen kann, nähert sich uns aufgrund der Klimaveränderungen und milden Winter zusehends. Noch ist sie in Österreich nicht heimisch, aber in Ländern wie Italien und Frankreich ist sie bereits etabliert.
Dass sich das Verbreitungsgebiet von Stechmücken und damit auch von Krankheitserregern vergrößert, konnte Führer erst vor kurzem anhand zweier Fadenwürmer nachweisen. Die Parasiten breiten sich Richtung Westen aus. „Noch bis 2000 gab es in Ungarn so gut wie keine einheimischen Fälle. Innerhalb von fünf Jahren war Budapest erreicht und bis 2008/2009 die österreichische Grenze.“
„Viele Arten sehen zwar ähnlich aus, sind aber genetisch völlig unterschiedlich und umgekehrt“, erklärt Projektmitarbeiterin Carina Zittra. Und tatsächlich hat die genetische Analyse bei der gemeinen Hausgelse bisher Unbekanntes zutage gefördert. Denn diese ist zwar eine Art, hat aber zwei unterschiedliche ökologische Formen, mit unterschiedlichen Ansprüchen. Die eine bevorzugt Vögel, die andere Säuger. „Wenn es um die Frage geht, welche Krankheiten übertragen werden können, hilft dieses Wissen um das Verhalten und den Artenbestand“, so Zittra.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 17.05.2016