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11. Mai 2024

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Über Matadore und Fischertechnik

Über Matadore und FischertechnikBilderbox.com

Spielzeug ist faszinierend, nicht nur für Kinder. Das „Spiel mit Technik“ – Traumwelten einst und heute.

Kinder wachsen heutzutage mit Unmengen von Spielzeug auf. Oft klagen Eltern über Platz- mangel im Kinderzimmer. Früher gab es einen Teddy, eine Puppe, einen Baukasten, vielleicht ein paar Bilderbücher. Erst die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte einen entschei- denden Aufschwung und wahren Boom für die Spielzeugindustrie. Heute wird Kindern vom Baby-Alter an viel „Technik“ serviert. Vom Musik-Mobile, Plas- tik-Baustein bis hin zur Baby-Eisenbahn. Für die Kids ist der Computer, bestückt mit Spielen, aber auch als Lerninstru- ment, bereits selbstverständlich.
Genau diese Entwicklung ist auch in der Ausstellung „Spiel mit Technik“ im Technischen Museum in Wien nachvoll- ziehbar, wenn auch nur ansatzweise. Die Schau ist auf drei Räume begrenzt. Hier 250 Jahre technische Spielzeug- Geschichte zu zeigen, ist ein herausfor- derndes Unterfangen.
Die Ausstellung, die nach einer Idee des Technischen Museums Berlin gestal- tet wurde, ist in drei große Bereiche ge- gliedert. „Spiel – Herrschaft – Illusion“, „Sport – Spiel – Spannung“ sowie „Spiel – Leben – Arbeit“. Im ersten Bereich ist dem Thema „Roboter“ viel Platz einge- räumt. So sind auch historische Automa- tenfi guren aus der Zeit zwischen 1600 und 1850 zu sehen, nicht ohne den „mahnenden Zeigefinger“ wird auch Kriegs- und Gewaltspielzeug ausgestellt. Lusti- ger wird es im zweiten Bereich „Sport – Spiel – Spannung“: Die Autodrom- oder Achterbahn-Modelle oder die Entwick- lung von sogenannten Rutschautos – heu- te „Bobbycar“ genannt, zeigen, was sich im Lauf der Zeit verändert hat, und sind zugleich ein Spiegel der jeweiligen Zeit und Gesellschaft.

Nur für Buben, nur für Mädchen
Was natürlich nicht fehlen darf, ist geschlechtsspezifisches Spielzeug: das Puppenhaus und die Puppenstu- be mit technischer Ausstattung (ein Klassiker für Mädchen) sowie die Modellbaueisenbahn (für Buben und Männer). Wobei die Grenzen in unseren Tagen zumindest nicht mehr so scharf gezogen werden wie einst. Buben und Mädchen stört heutzutage reichlich wenig, für wen welches Spielzeug als Zielgruppe gar gedacht ist. Beides, Puppen und Eisenbahn, ist für die Kids gleichermaßen von Interesse, wie beim Augenschein die vier economy -Testkinder (drei Buben, ein Mädchen), aber auch die übrigen kleinen und größeren Besucher unter Be- weis stellten. Gerade hier zeigte sich deutlich, wie sehr sich Innovation im Spiel widerspiegelt. Entwicklungen in puncto Computer und Telekommuni- kation haben eine gänzlich neue Welt des Spiels eröffnet, die geradezu für Kinder und Teenager magische Anzie- hungskräfte besitzt.
Jüngere Kinder finden den dritten Bereich am spannendsten: wobei das Hauptthema von „Spiel – Leben – Ar- beit“ den Entwicklungs- und Herstellungsprozess fokussiert. Bei den Spiel-Stationen dürfen die Kinder nach Herzenslust aus „Fischertechnik“ und „Matador“ Objekte bauen, mit „Playmais“ Figuren modellie- ren oder mit „Playmobil“-Männchen, Schiffen und Kränen Technik hautnah spielerisch erleben. Parallel dazu wird die jeweils passende Historie in Ausstellungsvitrinen erläutert: So sind alte Holz- und Metallbaukästen sowie Kunststoffstecksysteme bis hin zu Chemie- und Elektronikbaukästen zu sehen.
Noch in den 60er Jahren wurden übrigens Metallbaukästen als Intelligenztest für Kinder empfohlen. Schön und für Großeltern mit Erin- nerungen verbunden sind Blechspiel- zeuge, die heute als Sammlerobjekte heiß begehrt sind. Klassiker wie das Blech-Aufziehauto oder der „hüpfende Frosch“ finden heute noch Eingang in die Kinderzimmer. Interessant ist es, die Entwicklung und Entstehung bestimmter Spielzeug-Ideen zu verfolgen. In einer Vitrine wird die Entstehung des Kunststoff-Schlagers „Playmobil“ gezeigt. Neues Spiel- zeug wie „Bilibo“, ein preisgekröntes Kleinkinder-Kreisel- und Bau-Objekt, ist ebenso dabei. Es darf zudem in der Spielecke probiert werden. Fazit: Das „technisierte Spiel“ ist ein grundlegender Bestandteil jedes Kin- derzimmers – gestern wie heute.

Ausgewählter Artikel aus dem Jahr 2007

Christine Wahlmüller, Economy Ausgabe 39-07-2008, 21.07.2015