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03. Mai 2024

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Provokation und Tabuüberschreitungen

Provokation und TabuüberschreitungenPeter Sengl Arbeit „95 Jahre später Sitz“ als eines der Hauptwerke der aktuellen Leopold-Schau. (c) Leopold Museum

Peter Sengl Retrospektive im Leopold Museum anlässlich des 70. Geburtstages.

Aus Anlass des 70. Geburtstages von Peter Sengl (* 1945) zeigt das Leopold Museum noch bis 8. Februar 2016 eine umfangreiche Retrospektive "SENGL MALT", die zudem auch neueste Arbeiten enthält.
Präsentiert werden rund 80 Werke des in Wien lebenden und schaffenden Künstlers, Gemälde und Arbeiten auf Papier. Die Schau reicht von frühen Werken der 1960er Jahre bis zu jüngsten, speziell für die aktuelle Museumsschau entstandenen Arbeiten.

Radikal und offen: Anknüpfen bei Schiele und Kubin
Leopold Museum Sammlungskurator Franz Smola verortet im Werk von Peter Sengl zahlreiche Anknüpfungspunkte zu der in der Sammlung Leopold vertretenen Kunst: "Blickt man auf die Provokationen und Tabuüberschreitungen, die häufig in Sengls Werken anzutreffen sind, fühlt man sich an Egon Schieles radikal offene Auseinandersetzung mit Nacktheit und Sexualität erinnert, die bei seinen Zeitgenossen auf Argwohn und Unverständnis stieß. Sengls Bildwelten lassen aber auch an die bizarren Traumwelten von Alfred Kubin denken."

Erste große Museumsschau in Wien nach 2001
Der Künstler ist mit seinen 70 Jahren immer noch hochaktiv, stellt mehrmals jährlich aus. Fast 15 Jahre sind seit der letzten umfassenden retrospektiven Wiener Sengl-Ausstellung vergangen. In dieser Zeit hat sich Sengls Werk weiterentwickelt und dennoch gibt es Grundkonstanten in Œuvre und Wesen des Künstlers. Sengl arbeitet immer gegen den Strich, verbindet das Figürliche mit surreal Abstrahiertem, konstruiert und fixiert die Elemente seiner Bilder.

Singulär und hellhörig
"Im Kontext der bildenden Kunst Österreichs nach 1945 ist Peter Sengls Werk singulär. Zu Recht ist es auch in keine der zeitgenössischen Kunstströmungen seit den 1970er-Jahren einzuordnen, schon gar nicht kann es als "abstrus" oder "kabarettistisch" abgetan werden“, erläutert Ausstellungskurator Carl Aigner. „Sengls Bilder sind hellhörige seismografische Befunde, zeitdiagnostische Erzählungen, die sich einer ethischen Beurteilung entziehen, weil sie gewissermaßen Berichtstatus haben“, so Aigner.
Und zu Auswahl der gezeigten Werke: "Wir haben uns entschieden, von der Gegenwart aus einen Blick zurück zu werfen, wir beginnen mit ganz frühen Werken aus den 1960er und frühen 1970er-Jahren und dokumentieren die gleichermaßen vorhandene Leidenschaft für das Malen und das Zeichnen.“

Der Katalog zur Ausstellung
Zur Ausstellung ist beim Brandstätter Verlag der von Carl Aigner und Franz Smola herausgegebene Katalog "SENGL MALT. EINE RETROSPEKTIVE" mit Beiträgen von Carl Aigner, Michael Schottenberg, Franz Smola und Thomas Zaunschirm erschienen. Das Buch umfasst 128 Seiten und ca. 100 Abbildungen, erhältlich zum Preis von 19,90 Euro im Leopold Museum Shop.
Kurator Carl Aigner führt mit Peter Sengl am Donnerstag, 12. November, und am Donnerstag, 7. Jänner 2015, jeweils um 18 Uhr exklusiv durch die Ausstellung. Am Donnerstag, 12. November 2015 findet zudem um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Carl Aigner, Peter Sengl und Thomas Zaunschirm statt.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 06.11.2015