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26. April 2024

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Mathematische Formeln kicken

Mathematische Formeln kicken© piqs.de/winkel

Österreichs Kicker können sich laut Hardy Hanappi von der TU Wien entspannt zurücklehnen – sie befinden sich bereits im Achtelfinale.

An Fußballexperten mangelt es in Österreich wahrlich nicht. Nun ist ein weiterer dazugekommen: Eine Computersimulation der TU Wien liefert Prognosen für die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Das erfreuliche Ergebnis: Österreich wird Gruppensieger. Weitere Ergebnisse: Fast alle großen Favoriten – wie Frankreich, Spanien, England und Portugal überstehen die Gruppenphase – bloß Italien scheitert. Deutschland erreicht das Achtelfinale – allerdings nur auf dem zweiten Gruppenplatz.
Hardy Hanappi, der Sohn des legendären österreichischen Nationalspielers Gerhard Hanappi, forscht am Institut für Stochastik und Wirtschaftsmathematik der TU Wien an der Simulation komplexer Systeme. Hanappi modelliert für jedes Team getrennt voneinander Angriff, Mittelfeld, Verteidigung und Tormann. Dafür wurden die Daten aller Länderspiele seit 2012, an denen die bei der Europameisterschaft vertretenen Nationen beteiligt waren, analysiert. Auf die Prognose für die Gruppenphase folgen nun Berechnungen zur KO-Phase.

Tausende simulierte Matches
„Jedes einzelne Spiel wird dann am Computer Minute für Minute durchsimuliert – und zwar tausendmal hintereinander“, erklärt Hanappi. Wie beim richtigen Fußballspiel hat der Zufall ein wichtiges Wort mitzureden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer Torchance auch ein Tor entsteht, hängt speziell von der jeweiligen Stürmerqualität, der Abwehrqualität und vielen anderen Parametern ab.“ Auch die Spieltheorie floss in die Berechnungen ein: Denn jede Mannschaft hat ein bestimmtes Bild von der gegnerischen Mannschaft und wird davon in ihrem eigenen Spielverhalten beeinflusst.
Die Spiele der Gruppenphase hat Hanappi nun – unterstützt durch ein Team von Studierenden – bereits vollständig simuliert. „Jetzt sind wir dabei, uns die Spiele der KO-Phase anzusehen“, sagt Hanappi. „Allerdings wollen wir unsere Computeralgorithmen mit den Ergebnissen und Beobachtungen der Gruppenphase gleich wieder auf den allerletzten Stand bringen.“
Eine Fußballkarriere schlug Hardy Hanappi auch wegen des großen Namens seines Vaters nicht ein: „Fünf Mal Training in der Woche waren mir doch zu viel, ich wollte schließlich auch maturieren – und als Sohn eines Jahrhunderttalents ist ein durchschnittlich guter Kicker zu sein einfach zu wenig.“

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 17.06.2016