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30. April 2024

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Schule ausgelagert

Schule ausgelagert© piqs.de/holladiewinterfee

68 Prozent der Schüler brauchen Hilfe der Eltern, ein Viertel täglich. Laut AK soll die Ganztagsschule das Problem lösen.

680.000 österreichische Schüler brauchen die Unterstützung der Eltern bei Hausübungen oder Prüfungsvorbereitung. Mit ihren Eltern lernen 68 Prozent der Schüler, 26 Prozent sogar täglich. Außerdem braucht fast ein Viertel der Schüler private Nachhilfe. Insgesamt werden heuer für Nachhilfe bis zu 110 Millionen Euro ausgeben. Das zeigt eine aktuelle Ifes-Umfrage im Auftrag der Arbeiterkammer.
In der Volksschule müssen die Eltern am häufigsten als Nachhilfelehrer einspringen: 88 Prozent unterstützen ihre Kinder beim Lernen, 51 Prozent sogar „so gut wie täglich“. In der AHS-Unterstufe sind es 83 beziehungsweise 20 Prozent; in der Neuen Mittelschule 81 beziehungsweise 23 Prozent.

Spitzenreiter Mathe
Unterstützung von außerhalb der Familie erhalten auch heuer wieder 230.000 Kinder. Den höchsten Anteil gibt es unter den Schülern an AHS-Oberstufen (34 Prozent) und berufsbildenden höheren Schulen (29 Prozent). Am häufigsten benötigt wird die Nachhilfe in Mathe (65 Prozent), gefolgt von Fremdsprachen und Deutsch. Durchschnittlich geben die Familien dafür 790 Euro pro Jahr aus, der Stundenpreis an Nachhilfeinstituten gehe bis zu 57 Euro.
„Entweder für Nachhilfe zahlen oder den Schulerfolg der Kinder riskieren – das kann nicht die Alternative sein“, sagt AK-Präsident Rudolf Kaske. „Lernen und Üben soll am Lernort Schule stattfinden.“
Für die Bildungsexpertin der AK Wien, Gabriele Schmid, zeigen die Ergebnisse, dass ein Teil der Schule in die Familien ausgelagert werde. Folge sei nicht nur zusätzliche Belastung für die Eltern; deren Tätigkeit als Aushilfslehrer bringe auch Stress, Konflikte und Ärger in die Familie.

Lösungsvorschläge
Die AK fordert echte Ganztagsschulen mit einem Wechsel aus Unterricht, Freizeit und Lernen und regelmäßigen Förderunterricht ab Beginn des Schuljahres. Die Studie belege die Wirksamkeit dieser Maßnahmen: Bekommen Ganztagsschüler regelmäßigen Förderunterricht, brauchen nur vier Prozent aus dieser Gruppe bezahlte Nachhilfe. An Ganztagsschulen ohne ein solches Förderangebot sind es 14 Prozent.
Geht es nach der AK, soll es außerdem mehr Gratis-Lernangebote wie jenes in Wien geben. Lob gab es für die Einführung der sozial indizierten Schulfinanzierung durch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, bei der Schulen mit vielen Kindern aus bildungsfernen Familien mit Migrationshintergrund mehr Unterstützung bekommen.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 01.06.2016