Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

26. April 2024

Search form

Search form

Mangelhafter Mitteleinsatz

Mangelhafter Mitteleinsatz© piqs.de/black doll

Trotz Rechnungshof-Kritik wird sich an der Kompetenzzersplitterung im Schulbereich nichts ändern.

„Nicht zukunftsfit“ ist laut Rechnungshof (RH) das derzeitige System der Schulverwaltung. Daran würden weder die bereits gesetzten noch die im Zuge der Bildungsreform-Arbeitsgruppe angedachten Maßnahmen etwas ändern, erklärte RH-Präsident Josef Moser bei einer Pressekonferenz. Das liege aber nicht an fehlendem Geld – vielmehr werde es falsch eingesetzt.

Strukturen vereinfachen und Kompetenzen bereinigen
Im neuen Bildungspositionspapier, einer Zusammenstellung von 60 Prüfungen seit 2004, listet der RH zahlreiche Problembereiche im Bildungsbereich auf – von Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung über die verschiedenen Dienstrechte bis hin zu Personalsteuerung, Controlling und Schulaufsicht. Als Grundproblem in vielen Belangen sieht Moser die „Zersplitterung des Systems mit vielen Playern.“
Bei sinkenden Schülerzahlen seien im Zeitraum von 2010 bis 2015 die Auszahlungen für den Bereich Unterricht um 16 Prozent gestiegen. Aber Moser erklärt: „Wenn wir nicht in der Lage sind, Strukturen zu vereinfachen und Kompetenzen zu bereinigen, dann kommt das Geld nicht bei den Schülern an.“
Als Beispiel nannte Moser die statistisch gute Betreuungsrelation: Einerseits würden in Österreich relativ wenige Schüler auf einen Lehrer kommen und letztere eine geringe Unterrichtsverpflichtung haben. Gleichzeitig müssten die Pädagogen aber viele Administrativtätigkeiten erledigen – auch bedingt durch die Kompetenzverteilung: An Pflichtschulen müssen etwa die Gemeinden eine Schulsekretärin finanzieren, während die Lehrer im Endeffekt vom Bund bezahlt werden. „Daher sagt der Schulerhalter, der Lehrer soll die Verwaltung machen.“

Keine klaren Verantwortlichkeiten
An der Kompetenzzersplitterung soll sich aber nichts ändern. Vielmehr sollen auch künftig Bund, Länder und Gemeinden an der Schulverwaltung beteiligt sein. Die geplanten Bildungsdirektionen, würden laut Moser den derzeitigen Zustand weiterführten: „Nur schreibt man eben Bildungsdirektion darüber. Aber man ist nicht in der Lage, klare Verantwortlichkeiten festzulegen.“
Auch das System der Werteinheiten an den Bundesschulen (AHS, BMHS) gehöre laut Moser überdacht. So müssten Deutsch-Lehrer pro Woche 17,14 Stunden unterrichten. Das bedeutet, sie werden für 18 Stunden angestellt, damit sie eine volle Lehrverpflichtung haben, die Differenz wird als Überstunde ausbezahlt. Insgesamt würden pro Jahr mehr als 5.200 Vollzeit-Stellen durch Dauermehrdienstleistungen abgedeckt.

Links

APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 19.05.2016