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28. März 2024

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Künstliche Intelligenz braucht Strategie

Künstliche Intelligenz braucht Strategie© piqs.de/nimmersat

Betriebliche Innovation über den Einsatz Künstlicher Intelligenz in den Bereichen Industrie 4.0 oder Internet of Things (IoT) wird großes unternehmerisches Potential vorhergesagt. In Europa wird die Umsetzung durch fehlende Strategien und ganzheitliche Ansätze gebremst, der Kontinent läuft Gefahr gegenüber den USA und Asien ins Hintertreffen zu geraten, so die Ergebnisse einer umfangreichen Studie im Auftrag von Fujitsu Technologies.

Die enormen Geschäftspotenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) werden derzeit in Europa durch eine mangelnde strategische Ausrichtung gebremst. Unternehmen laufen Gefahr, die Chance zu verpassen, KI zur Transformation ihrer Unternehmen zu nutzen. Das zeigt eine Studie der Marktforscher Pierre Audoin Consultants im Auftrag von Fujitsu. Die Ergebnisse basieren auf einem umfassenden Bericht, der die Vorteile von KI für die Innovation von Geschäftsanwendungen aufzeige und einen nützlichen Leitfaden für Führungskräfte darstellt, so Fujitsu in einer Aussendung.

Nur elf Prozent verfügen über KI-Strategie
Für die Studie wurden IT-Spezialisten und Entscheider aus 240 Unternehmen in ganz Europa aus den Bereichen Automotive, Fertigung und Handel befragt. Trotz eines eindeutigen Verständnisses der Vorteile von KI auf funktionaler Ebene, zunehmender Akzeptanz und der weit verbreiteten Einbeziehung von Führungskräften in die KI-Planung, sieht nur jedes vierte befragte Unternehmen KI als strategisch wichtig an. Nur elf Prozent verfügen über eine KI-Strategie.
Unter den Unternehmen aus der Produktionsbranche wird die vorausschauende Wartung als das größte Potential von KI gesehen. 75 Prozent der Befragten stufen diese als "sehr wertvoll" ein. Die Studienautoren führen dies darauf zurück, dass termingerechte Produktion oder die Lieferung bestellter Produkte für einen reibungslosen Ablauf in der Produktion enorm wichtig sind. Die Vorhersagen basieren hier auf der Analyse und dem Einsatz von Algorithmen auf den Laufzeitdaten einer Maschine. Auch die Anpassungsfähigkeit von Fertigungsprozessen an neue Produkte zu erhöhen (70 Prozent) und die Produktionseffizienz durch die Automatisierung der KI-gestützten Fertigung zu steigern (60 Prozent), wurde von den Befragten als sehr wertvoll eingestuft.

Zahlreiche betriebliche Einsatzgebiete
Die meisten Befragten waren sich zudem einig, dass KI zahlreiche weitere Vorteile mit sich bringt: Ein besseres Verständnis des Kunden in Vertrieb und Marketing, die Erkennung und Prävention von Betrug im Finanz- und Rechnungswesen, die Automatisierung der Supply Chain-Planung und Erfüllung im Supply Chain Management, die Verbesserung der Cyber-Sicherheit in der IT und die Verbesserung der vorausschauenden Wartung in den Produktionsabteilungen.
Neben rechtlichen und Compliance-Fragen wurden die mangelnde Verfügbarkeit von KI in Lösungen (für 61 Prozent ein großes Hindernis) sowie interne Kultur und Prozesse (52 Prozent) als die größten bremsenden Faktoren eingeschätzt. Drei von fünf Befragten sind „frustriert“ von der geringen Geschwindigkeit, mit der KI in IT-Lösungen integriert wird. Das verdeutlicht die hohe Nachfrage nach entsprechenden Technologien.

Strategischer Ansatz unverzichtbar
„Es scheint, als ob KI derzeit von funktionalen Bedürfnissen getrieben wird, mit einem klaren Verständnis der Angebote und Initiativen, die in ganz Europa im Gange sind. Überraschend ist der fehlende strategische Rahmen“, erläutert David Snelling, promovierter Artificial Intelligence Experte bei Fujitsu International.
„Führungskräfte müssen sich stärker in interne Diskussionen einbringen, um das volle Potential dieser disruptiven Technologie ausschöpfen zu können. Nur wenn Unternehmen einen strategischen Ansatz verfolgen, die interne Kultur ändern und Engpässe beseitigen, können sie wegweisende neue Anwendungen einsetzen, die Geschäftsmöglichkeiten und Kundennutzen radikal verbessern“, betont Snelling.

Fast die Hälfte der Unternehmen wendet KI bereits an
70 Prozent der Unternehmen planen, ihre bestehenden Geschäftsanwendungen innerhalb der nächsten zwei Jahre mit KI-Technologie auszustatten. Ein übergreifendes Verständnis des funktionalen Wertes von KI treibt die Bereitschaft zur Implementierung deutlich voran. So erwarten etwa fast 80 Prozent der Befragten einen hohen Nutzen aus der Automatisierung von Arbeitsabläufen, um die menschliche Interaktion zu reduzieren. 73 Prozent glauben, dass dies zu einer schnelleren Abwicklung von Geschäftsprozessen führen wird und 72 Prozent sagen mehr und bessere Handlungsempfehlungen voraus, wie z.B. vorausschauende Wartung, neue Produkte oder Dienstleistungen.
Für die Studie "What AI can do for business applications" wurden IT-Spezialisten und Entscheider aus 240 Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern in der DACH-Region (Österreich, Schweiz, Deutschland), Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien sowie in den nordischen Ländern (Finnland, Schweden, Dänemark) aus den Bereichen Produktion, Dienstleistungen, Handel und Transport befragt.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 07.09.2018