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16. Mai 2025

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Weiterhin überaus schlechte Geschäftslage

Weiterhin überaus schlechte Geschäftslage© Pexels.com/ron lach

Heimische Geschäftslage im freien Fall als Befund des KSV1870 nach umfangreicher Befragung von Betrieben. Negative Folgen auf Arbeitsmarkt. Handel größtes Sorgenkind mit Umsatzverlusten.

(red/czaak) Österreichs Unternehmen befinden sich weiterhin in wirtschaftlichen Turbulenzen. Nur 43 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage mit „gut“, um sieben Prozentpunkte weniger als im März 2024. Ein schlechteres Ergebnis gab es nur zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020. Als Hauptgrund dieser Misere gilt das hohe Kostenniveau. Basis für diese Daten ist der vom KSV1870 regelmäßig durchgeführte Austrian Business Check.

Die Betriebe bleiben auch für die Zukunft skeptisch – nur 19 Prozent erwarten eine wirtschaftliche Verbesserung ihrer Geschäftslage. Weiters hatten die in den vergangenen Jahren in Anspruch genommenen Förderungen nur bei jedem fünften Betrieb eine wesentliche Auswirkung auf das Geschäftsergebnis. Die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen spitzt sich insbesondere infolge einer jahrelang hohen Inflation zu Beginn des dritten Rezessionsjahres in Österreich weiter zu.

Handel als größtes Sorgenkind und Dienstleistungen als positives Segment
Runtergebrochen auf einzelne Branchen weist der Dienstleistungssektor mit 49 Prozent noch das beste Ergebnis auf. Der Handel (29 Prozent) befindet sich hingegen anhaltend im Krisenmodus. „Der Handel ist aktuell das größte Sorgenkind der heimischen Wirtschaft. Einem Großteil der Betriebe bleibt kaum Luft zum Atmen. Das belegen auch die hohen Insolvenzzahlen im ersten Quartal 2025“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

Die Geschäftslage zeigt auch in der Industrie deutlich nach unten – gegenüber Vorjahr ein Minus von 24 Prozentpunkten. Damit zählt die Industrie zu den großen Verlierern im Jahresvergleich: „Bürokratie in Kombination mit hohen Kosten, der Inflation und internationalen handelspolitischen Risiken ist ein Mix, der Industriebetriebe massiv belastet“, so Vybiral. Auf Bundesländerebene gestaltet sich die Situation besonders in Vorarlberg schwierig.

Hohes Kostenniveau lässt Umsatzplus verpuffen
Dass die wirtschaftliche Situation vielerorts dermaßen angespannt ist, liegt vor allem auch an dem hohen Kostenniveau in Österreich. Zwar haben sich im Vorjahr die Umsätze bei 41 Prozent der befragten Unternehmen verbessert, gleichzeitig haben aber lieferantenseitige Preissteigerungen ebenso wie die hohen Energiekosten dafür gesorgt, dass viele Betriebe ihre finanzielle Gesamtsituation nicht entscheidend verbessern konnten.

Bei 31 Prozent haben sich die Umsätze im Vorjahr sogar verschlechtert. Insbesondere im Handel zeigt sich die kritische Lage: So ist es – ausgehend von einem niedrigen Niveau – nur einem Drittel gelungen, höhere Umsätze zu erzielen, während 40 (!) Prozent Umsatzeinbußen zu verbuchen hatten.

Verbesserung kaum in Sicht
In dieser Tonart dürfte es heuer weitergehen. Aus heutiger Sicht erwarten im Jahresverlauf nur 19 Prozent eine Verbesserung ihrer Geschäftslage. Am positivsten sind die Branchen „Information und Kommunikation“ (37 Prozent), das Gesundheits-/Sozialwesen und die „Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen“ (jeweils 27 Prozent) eingestellt. Der Großteil (49 Prozent) rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung,

32 Prozent gehen von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Gesamtlage aus. Hier ist unter anderem die Warenproduktion (43 Prozent), der Handel (40) oder die Bauwirtschaft (31 Prozent) zu nennen. „Wenn diese Prognose tatsächlich eintritt, wäre das für die heimische Wirtschaft fatal“, so Vybiral. Laut Umfrage werden steigende Personalkosten, steigende Energiekosten und Preiserhöhungen seitens der Lieferanten als jene Faktoren mit dem größten Gefahrenpotenzial für das eigene Geschäft eingestuft.

Negative Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und kein Geld für mehr Personal
Auch die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt und der Arbeitskräftemangel besteht unverändert. Laut dem Austrian Business Check klagen 54 Prozent der Unternehmen über fehlendes Personal – speziell Gastronomie (85 Prozent), Bauwirtschaft (65) und Gesundheits-/Sozialwesen (60 Prozent). Die Auswirkungen auf die Unternehmen sind enorm: Steigende Kosten, um Mitarbeiter zu halten, hohe Zusatzbelastungen (inkl. gesundheitlicher Folgen) für bestehendes Personal und Umsatzeinbußen aufgrund nicht mehr zu erfüllender Aufträge sind die Folgen.

Hinzu kommt eine generell steigende Unzufriedenheit bei Mitarbeitern und Kunden. Und dennoch: Aufgrund der finanziellen Einschränkungen besetzen sieben von zehn Betrieben gar nicht oder nur absolut notwendige Stellen nach. „Ein Großteil der Unternehmen steht beim Thema Nachbesetzung massiv auf der Bremse. Für sie ist es ein schmaler Grat zwischen fehlendem Personal und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit“, unterstreicht Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 09.05.2025