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29. März 2024

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Das Handy als Türöffner

Das Handy als Türöffner© Pexels.com/cottonbro

Infineon entwickelt Anwendung für den kontaktlosen Umgang mit Sperrschlössern. Die Energie für Auf- oder Zusperren kommt dabei von smarten Mobiltelefon, das sogenannte Energy Harvesting.

(red/czaak) Der Markt für intelligente Schlösser ist im Aufschwung. Im Jahr 2020 wurde das weltweite Volumen auf 1,4 Mrd. USD geschätzt, bis 2028 soll sich das mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 18 Prozent auf über fünf Mrd. US-Dollar erhöhen. Der Einsatz von batterielosen Geräten wird das Wachstum noch einmal beschleunigen und damit wird der Einsatz von Schlüsseln in vielen Lebensbereichen der Vergangenheit angehören.

Die Infineon Technologies AG bringt nun eine Lösung auf den Markt, mit der über das Mobiltelefon Schlösser geöffnet und geschlossen werden und das ohne den Einsatz von Batterien im Schloss. Die Anwendung zieht die dafür notwendige Energie kontaktlos aus dem Mobiltelefon, das sogenannte Energy Harvesting. Mikroelektronik ist generell das Herzstück von IoT-Lösungen und dafür entwickelt Infineon Sensoren, Aktoren, Mikrocontroller, Kommunikationsmodule und Sicherheitskomponenten.

Verlässlich, wartungsarm und gleichzeitig sicheren
„Infineon ebnet mit der neuen Lösung den Weg für die Abschaffung des Schlüssels“, sagt Adam White, Divisionspräsident Power & Sensor Systems von Infineon. „Durch den Verzicht auf Batterien ermöglichen wir erstmals einen verlässlichen, wartungsarmen und gleichzeitig sicheren Weg, um intelligente Schlösser zu öffnen und zu schließen“, so White.

Infineon will die Lösung zur kontaktlosen Übertragung und Nutzung von Energie auch in weiteren Anwendungen zum Einsatz zu bringen. „Unsere neue Lösung spart Ressourcen durch den Batterieverzicht und zudem werden neue Anwendungen ermöglicht, wo der Einsatz von Batterien bislang zu aufwendig oder zu kostenintensiv war“, erläutert White. Ein Beispiel sind Messungen an schwer zugänglichen Orten, beispielsweise mit einem passiven Fahrrad-Reifendruckensor.

NFC plus programmierbarer Mikrocontroller plus Verschlüsselung
Um das intelligente Schloss zu betätigen, muss das Mobiltelefon an das Schloss gehalten werden. Über eine Nahfeldkommunikation (Near Field Communications/NFC) plus Verschlüsselungstechnologie wird geprüft, dass das Gerät auch wirklich zum Öffnen berechtigt ist. Gleichzeitig wird Energie drahtlos an einen Kondensator übertragen, der das Schloss öffnet oder schließt.

Kern der Lösung ist ein neuer programmierbarer Mikrocontroller (Anm. 32-bit ARM® Cortex®-M0) mit einem eingebetteten NFC-Modul. Weitere Funktionalitäten wie Beschleuniger und Zufallsgenerator ermöglichen die Ver- und Entschlüsselung von Daten mit extrem niedrigem Stromverbrauch.

Büros, Krankenhäuser, Fahrradschlösser oder Briefkästen als Einsatzgebiete
Die Infineon-Technologie ist besonders gut für Schlösser geeignet, die einen geringen mechanischen Aufwand benötigen, das erstreckt sich von Büros, Krankenhäusern oder Fitnessstudios bis hin zu Fahrradschlösser oder Briefkästen und Paketboxen. Im Fokus stehen Komfort und Flexibilität sowie parallel reduzierte Kosten für die Schlüsselverwaltung in privaten und gewerblich genutzten Immobilien.

Die neue Lösung von Infineon kann aber auch in komplexen Schließsystemen, etwa in Haustüren, eingesetzt werden. Ein weiterer Anwendungsfall sind auch Notfalllösungen, wenn Batterien in gängigen Smart Locks keine Energie mehr haben oder Schlüssel verlorengehen. Die Reaktionszeit komplexerer Türschlösser liegt zwar höher, doch auf den kostenintensiven Schlüsseldienst kann verzichtet werden.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 16.09.2022