Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

27. September 2024

Search form

Search form

Frau Doktor Malerei und Herr Doktor Skulptur

Frau Doktor Malerei und Herr Doktor Skulpturpiqs.de/dave gray

In Österreich ein Novum, andernorts schon lange Standard: Das erste Kunst-Doktorat startet an der Angewandten.

Mit der letzten Novelle zum Universitätsgesetz wurde die Rechtsgrundlage für künstlerische Doktoratsstudien geschaffen. Das war im November. Und schon jetzt setzt die Angewandte die Möglichkeit um: Im Oktober lanciert sie als erste Kunstuniversität Österreichs ein künstlerisch-forschendes Doktoratsstudium, kündigte Rektor Gerald Bast an.
Im Mittelpunkt des sechssemestrigen, englischsprachigen Studiums steht demnach eine künstlerische Arbeit, deren Entwicklung dokumentiert und die „theoretisch kontextualisiert und reflektiert werden muss“, so Bast. Mitte März startet die Bewerbungsfrist, wobei maximal acht Doktoranden aufgenommen werden. Bei eingereichten Exposés werde vor allem auf die Aktualität, das Innovationspotenzial und die potenzielle gesellschaftliche Relevanz geachtet. Betreut werden die Doktoranden von den Professoren des Hauses sowie wechselnden Gastprofessoren. Den Anfang macht der niederösterreichische Künstler Nikolaus Gansterer.

Wo woar dei Leistung?
Ein derartiges Studium sei international „mittlerweile Standard für jede Kunstuniversität“, hierzulande aber dennoch „lange diskutiert“ worden, sagte Bast. So zeigte sich etwa die Universität Wien im Vorjahr erstaunt über die erstmalige Vergabe eines Doktorats „ohne Bezug zu einer wissenschaftlichen Leistung.“
„Kunst und Weiterentwicklungen in der Kunst haben immer mit Forschung zu tun“, betont Bast. Der Angewandten gehe es nicht zuletzt darum „zu beweisen, dass wir nicht nur Produzenten von Humankapital für den Kunst- und Designmarkt sind, sondern auch als Institution an der Weiterentwicklung von ästhetischen Standards teilnehmen.“
Auch andernorts will die Angewandte Brücken schlagen, und bietet ab 2017/18 ein interdisziplinäres Bachelor- und Masterstudium an. Art & Cross-Disciplinary Communication, so der Arbeitstitel, soll kreative Skills wie Imaginationsfähigkeit und die Entwicklung neuer Szenarien vermitteln, kombiniert mit Basiswissen in den Bereichen Technologie, Naturwissenschaften sowie Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Die Absolventen sollen zwischen Disziplinen kommunizieren können – ob in der Wirtschaft, Forschung, Kultur oder Politik. „Das sind die Leute, die gefragt werden“, so Bast.

Links

APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe webartikel, 15.03.2016