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13. Februar 2025

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Die neuen Trends zur ökologischen Energienutzung

Die neuen Trends zur ökologischen Energienutzung© Pexels.com/jakubzerdzicki

Öl und Gas als Heizformen noch weit verbreitet. Steigende Bereitschaft für erneuerbare Energien. Unabhängigkeit, Klimaschutz und Preise als Hauptmotive, so Ergebnisse einer neuen Studie von EY.

(red/czaak) Die Energiewende ist eines der drängendsten Themen unserer Zeit und für Österreich hat sich das mit dem kürzlichen Lieferstopp von Gas aus Russland noch verstärkt. Mit einem klaren Ziel, fossile Energieträger zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu erhöhen, steht das Land vor großen Herausforderungen – aber auch vor Chancen. Die Bereitschaft der Österreicher:innen, auf alternative Energien umzusteigen, ist deutlich gestiegen.

Mehr Transparenz und Aufklärung für mehr Vertrauen in erneuerbare Energielösungen
So planen 43 Prozent der Haushalte, innerhalb der nächsten fünf Jahre von Öl auf eine nachhaltige Alternative zu wechseln. Auch beim Heizen mit Gas ziehen 22 Prozent der Haushalte einen Wechsel zu erneuerbaren Energiequellen in Betracht. Als Hauptgründe nennen die Befragten schwankende oder steigende Preise, die Reduzierung von CO₂-Emissionen zum Klimaschutz und den Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Ressourcen.

„Die steigende Bereitschaft, auf erneuerbare Energien umzusteigen, zeigt, dass die österreichische Bevölkerung die Dringlichkeit der Energiewende erkannt hat. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach nachhaltigen und sicheren Energiequellen, auf der anderen Seite müssen diese auch wirtschaftlich tragfähig sein“, sagt Christina Khinast-Sittenthaler, Leiterin des Energieteams bei EY Österreich. „Es braucht hier aber mehr Transparenz und Aufklärung, um Vertrauen in erneuerbare Energielösungen zu stärken“, betont die Expertin anlässlich der Präsentation des EY Green Energy Index 2024, für den 1.000 Österreicher:innen von 18 bis 65 Jahren befragt wurden.

Traditionelle Heizformen wieder leicht gestiegen
Bei den Energieträgern selbst sind die traditionellen Arten wie Öl, Gas und Holz insbesondere in älteren Gebäuden nach wie vor weit verbreitet. 23 Prozent der österreichischen Haushalte nutzen Gas (Vorjahr: 24), die Nutzung von Ölheizungen ist sogar um knapp zwei Prozentpunkte auf 11 Prozentgestiegen (2023: 9), bei Pellets- und Holzheizungen zeigt sich ebenfalls ein leichter Anstieg mit 22 Prozent im Jahre 2024 gegenüber 20 Prozent 2023. 



Parallel wächst aber die Bereitschaft, auf alternative Energiequellen umzusteigen. Laut der Studie planen 43 Prozent der Haushalte mit Ölheizung, innerhalb der nächsten fünf Jahre auf eine nachhaltigere Alternative zu wechseln, ein Viertel hat den Umstieg noch nicht geplant, würde aber zu alternativen Energiequellen wechseln. Nur jede:r Zehnte möchte auch weiterhin Öl zum Heizen nutzen.

Vielfältige Beweggründe für einen Umstieg

Die Beweggründe zum Umstieg sind vielfältig: Neben der Reduktion von CO₂-Emissionen und einem gestiegenen Umweltbewusstsein spielen vor allem finanzielle Überlegungen eine wichtige Rolle. Die stark schwankenden Ölpreise (43 Prozent) sowie insbesondere staatliche Anreize für den Umstieg auf erneuerbare Energien (46) und die Unabhängigkeit von Öl (46) motivieren viele Haushalte, in moderne Heizsysteme zu investieren.

Vor allem in Neubauten setzen immer mehr Haushalte auf Wärmepumpen (2024: 12; 2022: 9 Prozent). Fernwärme wird seit 2022 aufgrund des langsamen Ausbaus und der beschränkten Nutzungsmöglichkeit unverändert genutzt: Auch aktuell und weiterhin konstant setzt ein Viertel der Österreicher:innen auf Fernwärme.


Städtische Infrastruktur als Herausforderung beim Abschied von Gas

Anders als beim Heizöl zeigt sich beim Gas ein langsamerer Wandel. Gasheizungen sind vor allem in städtischen Gebieten weit verbreitet, wo Alternativen wie Fernwärme oder Wärmepumpen nicht immer sofort umsetzbar sind. Dennoch planen 22 Prozent der befragten österreichischen Haushalte, innerhalb der nächsten Jahre von Gas auf alternative Energien umzusteigen. Knapp ein Drittel hat bis jetzt noch keinen Umstieg geplant, würde dies aber in Betracht ziehen, immerhin jede:r Vierte plant keinen Wechsel. 



Auch hier sind wirtschaftliche und finanzielle Gründe vorrangig. Sechs von zehn Befragten wollen mit einem Wechsel unabhängig von Gas werden, die Hälfte nennt die Preisentwicklung als Faktor und für 43 Prozent spielt der Klimaschutz eine wichtige Rolle. „Vor allem in Großstädten wie Wien, wo viele Altbauten noch mit Gasheizungen ausgestattet sind, gestaltet sich der Umstieg auf nachhaltige Heizlösungen mit Fernwärme oder Wärmepumpen besonders schwierig“ erklärt Khinast-Sittenthaler.



Eine Mehrheit ist weiterhin gegen Atomenergie

Die Produktion von Atomstrom hat in Österreich schon immer die Gemüter erhitzt, siehe die seinerzeitige Volksabstimmung. An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts verändert: 61 Prozent der Österreicher:innen sind laut der Studie auch weiterhin gegen den Einsatz von Atomstrom – davon würden rund 38 Prozent sogar auf keinen Fall Atomstrom einsetzen wollen. Acht Prozent würden Atomstrom auf jeden Fall einsetzen, 15 Prozent „eher schon“. 

Bei diesem Thema würde auch ein Preisvorteil nichts an der Einstellung der Österreicher:innen ändern. Auf die Frage, ob Atomstrom bezogen werden würde, wenn es dafür einen günstigeren Stromtarif gäbe, antworteten 31 Prozent mit einem klaren Nein, ein weiteres Viertel würde das eher nicht tun. Nur ein knappes Drittel könnte sich das eher schon oder auf jeden Fall vorstellen.

Nutzung von Photovoltaik-Anlagen in zwei Jahren verdoppelt

Im Hinblick auf die Stromgewinnung ist alternativ zum Strombezug von Stromanbietern vor allem der Einsatz von Photovoltaikanlagen in den letzten Jahren besonders stark angestiegen. Zudem fördern sinkende Installationskosten, staatliche Förderprogramme und das wachsende Bewusstsein für nachhaltige Energien den Ausbau, sowohl bei Privathaushalten als auch in der Industrie. Bereits 22 Prozent der österreichischen Haushalte nutzen die Technologie zur Stromgewinnung und das ist im Vergleich zum Jahr 2022 sogar eine Verdoppelung.

Ein Modell, das in Österreich mit dem Anstieg der Photovoltaik-Anlagen ebenfalls an Bedeutung gewinnt, sind Energiegemeinschaften. Besonders in ländlichen Regionen, wo die Abhängigkeit von zentralen Versorgern oft höher ist, können diese Modelle neue Perspektiven eröffnen. 45 Prozent der österreichischen Haushalte hätten grundsätzlich Interesse, Mitglied in einer Energiegemeinschaft zu werden, 32 Prozent sind derzeit nicht daran interessiert.

Bereitschaft für Aufpreise bei grüner Energie
Bei der Bereitschaft, für grüne Energie einen Aufpreis zu zahlen, zeigt sich eine Kluft zwischen ökologischen Überzeugungen und finanziellen Möglichkeiten: Hier ist eine knappe Mehrheit bereit, höhere Kosten für umweltfreundlichere Energiequellen hinzunehmen. Fast jede:r Zehnte würde sogar bis zu 20 Prozent Aufpreis für grüne Energie akzeptieren, 17 Prozent immerhin noch bis zu zehn Prozent Mehrkosten und 12 Prozent bis zu fünf Prozent. Demgegenüber stehen jedoch 46 Prozent mit keiner Bereitschaft in grüne Energie zu investieren.



„Die Daten verdeutlichen, dass viele Haushalte nur begrenzt bereit sind, für grüne Energie mehr zu zahlen,“ so Khinast-Sittenthaler. „Das zeigt, wie wichtig es ist, erneuerbare Energien nicht nur als nachhaltige, sondern auch als wirtschaftlich attraktive Alternative zu positionieren. Förderprogramme und transparente Informationen über die langfristigen Einsparungen und Vorteile können hier einen entscheidenden Beitrag leisten“, unterstreicht Christina Khinast-Sittenthaler, Leiterin des Energieteams bei EY Österreich.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 14.01.2025