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17. April 2025

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Ambivalenz beim Verdienst von Frauen und Männern

Ambivalenz beim Verdienst von Frauen und Männern© Pexels.com/reneterp

Männer sehen weiter kein Problem beim Gender Pay Gap. Frauen fordern dringend Aufklärung über geringere Entlohnung. Junge Generation lebt vergleichsweise Transparenz, so aktuelle Studie von PwC.

(red/czaak) 44 Tage unbezahlte Arbeit – das ist die ernüchternde Bilanz für Österreichs Frauen zu Jahresbeginn 2025. Der Equal Pay Day am 13. Februar markiert heuer wieder den Zeitpunkt, bis zu dem Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen „gratis“ arbeiten. Die aktuelle Studie „Gehaltsfairness“ von PwC Österreich beleuchtet nun einmal mehr diese Ungleichheit. Diese repräsentative Befragung unter 1.000 Österreicher:innen zeigt den dringenden Aufklärung und wie gespalten die Meinungen zum Gender Pay Gap sind. 

 „Während Frauen überwiegend das Problem sehen, begegnen Männer der Debatte oft mit Skepsis. Daher ist faktenbasierte Aufklärung essenziell, um eine sachliche und zielführende Diskussion über Gehaltsfairness zu ermöglichen und Verbesserungen in der heimischen Wirtschaft voranzutreiben“, betont Johanna Schaller, Expertin zum Thema Workforce bei PwC Österreich. 

Ein geteiltes Bild der Gehaltsschere

Die Gleichstellung bei Löhnen und Gehältern passiert zu langsam. Das Gefühl teilen fast 70 Prozent der Österreicher:innen. Drei Viertel kritisieren dabei auch, dass es zu wenig Aufklärung darüber gibt, warum Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer. Deutlich gespaltener ist die Meinung allerdings, ob der Gender Pay Gap wirklich ein ernsthaftes Problem für unsere Gesellschaft darstellt.

Vor allem Männer zeigen sich skeptisch, indem nur 50 Prozent von ihnen die ungleiche Bezahlung als problematisch einstufen - im Gegensatz zu 66 Prozent der Frauen. Und 52 Prozent der Männer sehen in der Medienberichterstattung eine Übertreibung des Themas, im Vergleich zu 28 Prozent der Frauen. Fast jeder zehnte Mann gibt zudem an, der Gender Pay Gap existiere überhaupt nicht. 

Mehr Gehaltstransparenz von Unternehmen

Mehr als ein Viertel der Österreicher:innen macht dann noch Frauen selbst für die ungleiche Bezahlung verantwortlich – direse würden ihre Gehaltsvorstellungen zu zaghaft kommunizieren. Gleichzeitig empfinden drei von vier Männern (75 Prozent) ihr eigenes Gehalt als leistungsgerecht, während nur zwei von drei Frauen (67 Prozent) diese Meinung teilen.

Obwohl Frauen offener über ihr Einkommen sprechen als Männer, haben sie weniger Einblick in die tatsächlichen Gehälter. Dieses Informationsdefizit verstärkt das Gefühl der Ungerechtigkeit. 59 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer sind überzeugt, dass Männer in ihrer Branche besser bezahlt werden. Final erwarten 54 Prozent der Befragten von Unternehmen mehr Transparenz bei Gehältern.

Generation Z bricht Tabuthema Gehalt 

Die Generation Z wiederum schreibt ihre eigenen Regeln. 69 Prozent von ihnen sprechen offen über eigene Gehälter und damit schaffen sie auch neue Standards für mehr Transparenz am Arbeitsplatz. „Das ist der richtige Weg, denn nur wer die Gehälter kennt, kann auch faire Bezahlung einfordern. Während die Politik bereits an der Umsetzung der gültigen EU-Regularien in nationales Recht arbeitet, müssen auch die Unternehmen durch transparente Gehaltsstrukturen und Gleichstellungsmaßnahmen aktiv gegensteuern“, so Schaller. 

Trotz bestehender Skepsis zeigt sich eine wachsende Offenheit für Lohngerechtigkeit in der Arbeitswelt. Knapp jede:r Vierte wäre bereit, auf einen Teil des eigenen Gehalts zu verzichten, wenn dadurch mehr Gehaltsfairness in Unternehmen erreicht wird. Dazu sind Männer (27 Prozent) eher bereit als Frauen (21). Vor allem die junge Generation der 14-19-Jährigen geht hier mit gutem Beispiel voran. Drei Viertel von ihnen würden für mehr Fairness auf einen Teil ihres Gehalts verzichten.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 18.02.2025