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26. April 2024

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Wie fördert Österreich?

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Gemessen am BIP zählt Österreich zu den Forschungsförderungsweltmeistern. Ob aber das Richtige gefördert wird, darüber gingen die Meinungen in Alpbach auseinander.

Rund 3,8 Mrd. Euro wendet die öffentliche Hand heuer für Forschung auf. Doch wird damit das Richtige gefördert, unterstützt das Fördersystem auch risikoreiche Innovationen oder nur Mainstream-Forschung, fragt sich ein Arbeitskreis bei den Alpbacher Technologiegesprächen. Experten zeigen sich, wie APA-Science berichtet, uneinig.

Geldgeber soll Prioritäten definieren
Für Christoph Kratky, den ehemaligen Präsidenten des Wissenschaftsfonds FWF, fördern Institutionen wie der FWF allein durch ihre Verpflichtung zur Exzellenzforschung das Richtige. Komplexitätsforscher Stefan Thurner von der Medizin-Uni Wien fragt dagegen, „welche aus der Grundlagenforschung entstammende gesellschaftsverändernde Innovation in den letzten 50 Jahren aus Österreich gekommen ist.“ Und da er sich hier eine Antwort schuldig bleiben muss: „Nein, in Österreich fördern wir nicht das Richtige."
Die Innovationsexpertin Brigitte Ecker vom Institut für Höhere Studien (IHS) ist sich sicher, dass das Richtige gefördert werde, die „umfassend praktizierte Evaluierungskultur trägt hier wesentlich zur Qualitätssicherung bei.“ Das neue Mitglied im österreichischen Forschungsrat, Klara Sekanina, verweist auf die USA, wo „der Staat nahezu eine Forschungshoheit hat und entscheidet, was das Richtige ist.“ Das ist laut Kratky legitim, der Geldgeber soll Prioritäten definieren. „Allerdings ist das, was politisch legitim ist, nicht automatisch gut beziehungsweise richtig.“

Mainstream oder Risiko
Die Alpbacher Runde ist sich auch nicht einig, ob in Österreich vor allem die Mainstream-Forschung gefördert werde. Thurner bejaht das und findet es für die angewandte Forschung als in Ordnung, aber in der Grundlagenforschung „komplett fehl am Platz.“ Die Mainstream-Forschung will Kratky nicht verdammt sehen. Thurner meint dagegen, dass die Peer-Evaluierung zum Mainstream führe und helfe „im wahrsten Sinne des Wortes das Mittelmaß zu perpetuieren.“
Für die angewandte Forschung erklärt Sekanina, dass ein Fördersystem „gar nicht darauf ausgelegt sein sollte, den Firmen das unternehmerische Risiko abzunehmen.“ Sie lobt das Schweizer Fördersystem, das den Firmen ermöglicht, eine höhere Forschungstiefe zu erzielen und damit ein höheres Risiko einzugehen. Auch Ecker fordert eine „stärkere Bereitschaft des Staates, den Unternehmen mehr Spielraum zu gewähren und mehr Risikofreude zu unterstützen.“

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe 999999, 04.09.2015