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19. März 2024

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Umfangreiche Ausweitung der Forschungsstrategie

Umfangreiche Ausweitung der Forschungsstrategie© Pexels.com/Frank Cone 2230796

Land Niederösterreich setzt mit Projekt „Zyklotron“ weiteren Forschungsschwerpunkt bei Krebserkrankungen. Weitere neue Initiativen des Landes betreffen aktuelle Wissenschaftsthemen und eine eigene Programmlinie für Kultur und Kunst gemeinsam mit dem Kulturministerium.

(red/mich/czaak) Wissenschaft ist nicht Selbstzweck, sie soll und muss den Menschen dienen. So lautete das Motto beim neuen Forschungs- und Gesundheitsprojekt „Zyklotron“ im niederösterreichischen Wiener Neustadt. Dabei geht es um einen Teilchenbeschleuniger zur Produktion sogenannter Radionuklide für die Krebs-Diagnostik. Die Herausforderung liegt dabei in Verfügbarkeit und Haltbarkeit dieser Radionuklide. Hier will Niederösterreich nun einen Schwerpunkt setzen.

Errichtung und operative Betriebsführung passiert über das Konsortium aus Landesgesundheitsagentur, MedAustron und Fachhochschule Wiener Neustadt. Das Betriebsmodell beruht auf Forschung, Produktion und Vertrieb dieser Radionukliden an Dritte. „Mit dem Zyklotron setzen wir einen Meilenstein in Diagnostik und Therapie. Es wird nun möglich sein, Tumore und Metastasen sichtbar zu machen sowie schneller feststellen zu können, ob gewisse Therapien greifen“, erklärt Johanna Mikl-Leitner, Niederösterreichs Landeschefin.

Jährlich 115 Millionen für Wissenschaft und Forschung in Niederösterreich
Vom Budget her hat das Land einen Eigenkapitalzuschuss von 500.000 Euro sowie eine Haftungsübernahme von 13,3 Millionen Euro beschlossen. 2022 soll mit der Errichtung des Zyklotron begonnen werden, der Produktionsstart ist für 2025 vorgesehen. Aktuell werden im Wiener Neustädter MedAustron jährlich über 1.000 Patienten behandelt, im heurigen Jahr 2021 waren es bis dato 400. Das MedAustron gilt gemeinsam mit dem Klosterneuburger Institut for Science & Technology Austria (ISTA) auch international als Vorzeigeprojekt.

Österreichs größtes Bundesland liegt mit Ausgaben von jährlich 115 Millionen Euro in den Bereichen Wissenschaft und Forschung gemeinsam mit Oberösterreich und Wien an der nationalen Spitze. Im Rahmen der kürzlich beschlossenen neuen FTI-Strategie 2027 werden nun weitere 8,4 Millionen Euro für innovative Forschungsprojekte vergeben. Partnerschaften, Dissertationen, Angewandte Projekte, Infrastruktur und Umwelt sind hier die thematischen Schwerpunkte.

Wettbewerb um die besten Ideen
Bei der Fördervergabe in Form sogenannter kompetitiver Förderinstrumente orientiert sich Niederösterreich an internationalen Best-Practice-Beispielen und an der eigenen umfassenden Wissenschafts-Befragung aus dem Vorjahr. „Wir sind von den kompetitiven Förderinstrumenten überzeugt, denn ein Wettbewerb um die besten Ideen führt zu einer qualitativ hochwertigen Forschung“, unterstreicht Johanna Mikl-Leitner.

Im Laufe des heurigen Jahres werden nun folgende Calls ausgeschrieben: FTI-Partnerschaften mit 1,7 Millionen Euro, FTI-Dissertationen mit 1 Million und FTI-Projekte in der angewandten Forschung mit 1,2 Millionen. Beim Call FTI-Infrastrukturen mit 1,25 Millionen Euro geht es um die Themen Umwelt, Klima und Ressourcen.

Neue Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich
Projekte in der Grundlagenforschung werden im Rahmen der FTI-Calls „Public Health“ (1,5 Millionen Euro) und „Gesellschaftlicher Zusammenhalt im Wandel“ (1,5 Millionen) unterstützt. Bei diesen beiden Schienen wird es höhere Fördersummen geben, wenn sogenannte Citizen-Science-Elemente in das Forschungsprojekt einfließen und dafür stehen insgesamt 300.000 Euro zur Verfügung.

Die Abwicklung der Förderinstrumente wird von der neuen Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich (GFF) übernommen, welche die bisherige NÖ Forschungs- und Bildungsgesellschaft (NFB) ersetzt. Erfolgreiche Beispiele für den kompetitiven Fördermodus sind etwa die ForscherInnen Claudia Gusenbauer vom Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe am BOKU-Standort Tulln und Brian Horsak vom Department Gesundheit der FH St. Pölten.

Eine Art Rückgabe an die Gesellschaft
Gusenbauers Dissertation wurde beim Science Call Dissertationen gefördert. Nun hat sie eine Fixanstellung am Standort erhalten. „Für diese Position war ein Doktorat nötigt und das wurde mir durch die Unterstützung des Landes Niederösterreich ermöglicht“, so Claudia Gusenbauer. Brian Horsak erhielt für seine Projekte im Bereich Biomechanik, Rehabilitation und Digitalisierung mehrere Förderungen über die Calls der NFB.

„Möchte man sich als Jungforscher in einem Fachgebiet etablieren, so muss man sich über mehrere Jahre mit einem Forschungsthema beschäftigen. Erst das bringt die nötige Tiefe und die Möglichkeit einer Art Rückgabe an die Gesellschaft. Dank der Förderung des Landes Niederösterreich betreiben wir heute relevante Forschung für den medizinischen Alltag in der Bewegungsanalyse und Rehabilitation. Dafür bin ich sehr dankbar und zugleich auch sehr stolz darauf“, betont Horsak.

Kunst und Kultur im digitalen Raum
In einer weiteren Förderaktion gemeinsam mit dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) vergibt das Land Niederösterreich unter dem Titel „Kunst und Kultur im digitalen Raum – Call 2021“ Förderungen für innovative, digitale Projekte. Die neue Ausschreibung soll digitale Innovationen der künstlerischen Produktion, der Wissens- und Kulturvermittlung sowie der Kommunikation mit dem Publikum ermöglichen.

Die Bandbreite der förderbaren Formate ist bewusst weit gefasst, um der individuellen Innovationskraft ausreichend Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. „Es ist wichtig, dass auch die Kunstszene aktiv am Digitalisierungsprozess teilnimmt und das Kulturleben auf veränderte Alltagspraktiken, Teilhabemöglichkeiten und Nutzungsweisen der Gesellschaft eingeht. Die erfreuliche Kooperation mit dem Bund ist ein beispielgebendes Projekt zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Für den aktuellen „Call 2021“ stehen insgesamt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Einreichung der Anträge erfolgt bei den Bundesländern. Die Projekte werden je zur Hälfte vom jeweiligen Bundesland und vom Bund gefördert und auch so aufgeteilt ausbezahlt. Eigen- und/oder Drittmittel sind ausdrücklich erwünscht. Das Förderprogramm richtet sich an EinzelkünstlerInnen sowie Kunst- und Kultureinrichtungen aller Sparten. Die Einreichfrist läuft bis 31. Juli 2021, der Projektzeitraum von 1. Oktober 2021 bis 31. Dezember 2022.

Links

red/mich/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 27.05.2021