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19. März 2024

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Mikroplastik in Seen und Wassertieren

Mikroplastik in Seen und Wassertieren© Pexels.com/Shivam Tyagi

Selbst Kohlenstoff der für Menschen wichtigen Omega-3 Fettsäuren kann ursprünglich aus Mikroplastik stammen, so Ergebnisse einer internationalen Forschergruppe rund um den WasserCluster Lunz der Donau Uni Krems.

(red/czaak) Teile von Mikroplastik können neben den oft berichteten toxischen Wirkungen auch als Bausteine für Zellmembranen von Wassertieren verwendet werden. Selbst der Kohlenstoff der für den Menschen so wichtigen Omega-3 Fettsäuren kann ursprünglich aus Mikroplastik stammen. Das sind die zentralen Erkenntnisse internationaler Wissenschaftler unter Beteiligung der Forschungsgruppe LIPTOX der Donau-Universität Krems am WasserCluster Lunz. Die Ergebnisse wurden aktuell auch in den renommierten Nature Scientific Reports veröffentlicht.

440 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr
Pro Jahr werden weltweit über 440 Millionen Tonnen Plastik produziert, davon landet viel in den Meeren, aber auch Seen, Flüssen und Bächen. In einer neuen Studie von Forschern aus Finnland und der niederösterreichischen Forschungsgruppe wurde nun festgestellt, dass Teile des Mikroplastiks als Bausteine für Zellmembranen von Wassertieren verwendet werden können.

Die Forscher verwendeten Mikroplastik (Anm. mit stabilen Kohlenstoff-Isotopen markiertes 13C-Polyethylen) und ließen dies erst von in Seen natürlich vorkommenden Bakterien zersetzen. Die Bakterien nahmen Teile des Mikroplastiks auf und wurden folglich von sogenannten mixotrophen Algen (Anm. Algen mit Bakterien als Nahrung) aufgenommen.

Schnelleres Algenwachstum
Diese Algen synthetisierten aus den das Polyethylen enthaltenen Bakterien essentielle Omega-3 Fettsäuren, die wichtige Bausteine von Zellmembranen sind. Diese Algen wuchsen sogar schneller durch die Aufnahmen von Bakterien als in ihrem autotrophen Modus (Anm. Photosynthese). In weiterer Folge wurden diese Algen an Wasserflöhe (Daphnia magna) verfüttert und danach deren Fettsäuren der Zellmembranen untersucht.

Unter Verwendung eines modernen Isotopen-Massenspektrometers und eines Gas-Chromatographen gelang der kooperativen Forschungsgruppe sodann der Nachweis, dass Kohlenstoff aus Mikroplastik über Bakterien und mixotrophe Algen bis in die Wassertiere gelangt und dort zur Bildung von Zellmembranen beiträgt. Diese Forschungsergebnisse zeigen wie Mikroplastik, neben den toxischen Wirkungen, auch als Teil von Zellbausteinen verwendet werden kann. Und: selbst der Kohlenstoff der für den Menschen so wichtigen Omega-3 Fettsäuren kann ursprünglich aus Mikroplastik stammen.

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red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 17.02.2020