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13. Februar 2025

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Der Einfluss von Bildung auf die Sterblichkeit

Der Einfluss von Bildung auf die Sterblichkeit© Pexels.com/fatemefarokhi

Wie groß der Einfluss von Bildung auf die Lebenserwartung ist, untersuchte eine Studie unter Beteiligung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Relevant neben Bildung sind auch Geld, Netzwerke und bestimmte Machtfaktoren.

(red/czaak) In Österreich beträgt der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Personen mit Hochschulabschluss und Personen mit Pflichtschulabschluss rund drei Jahre bei Frauen und sieben Jahre bei Männern, so Daten der Statistik Austria. Ist Bildung also ein entscheidender Faktor bei Lebenserwartung und Sterblichkeit? Diese Fragen untersuchten nun Marc Luy vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gemeinsam mit einem Team von Forscher:innen der Statistik Austria und der TU Dortmund.

Sozioökonomische Faktoren als Ursache für gesundheitliche Ungleichheiten
Die Forscher verwendeten dafür Daten aus der sogenannten „Klosterstudie“. Hier stand die Frage im Mittelpunkt, ob der sozioökonomische Status auch unter standardisierten Lebensbedingungen die Sterblichkeit beeinflusst. Für die Analyse wurden die Lebensdaten von 2.421 Mönchen ausgewertet, die zwischen 1840 und 1959 geboren wurden und in klösterlicher Gemeinschaft leben.



Bei den Untersuchungen zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen Mönchen mit höherem und niedrigerem Status und dies gilt für alle untersuchten Geburtsjahrgänge. „Ordensmänner weisen unabhängig von ihrem Bildungsgrad über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren eine nahezu identische Sterblichkeit auf“, so Marc Luy von der ÖAW. „Das spricht für die 'Fundamental Cause Theory' und die besagt, dass soziale Unterschiede in der Gesundheit vor allem auf den ungleichen Zugang zu Ressourcen wie Geld, Wissen, Netzwerken oder Einfluss zurückzuführen sind“, ergänzt Luy.



Leben von Ordensmännern als Modell

Während sozioökonomische Unterschiede in der Allgemeinbevölkerung oft als bedeutsam für die Mortalität angesehen werden, scheint der Einfluss des sozialen Status unter weitgehend gleichen Lebensbedingungen wie in einem Kloster deutlich geringer zu sein. Könnten also soziale Unterschiede in der Lebenserwartung verringert werden, wenn der Zugang zu derartigen Ressourcen gerechter wäre? Luy bejaht das: „Der Nulleffekt der Studie besteht darin, dass Mönche mit geringerem Bildungsabschluss in ihrer Lebenserwartung zu den höher gebildeten Mönchen und zu den höher gebildeten Männern der Gesamtbevölkerung aufschließen.“


Die Wurzeln der „Klosterstudie“ reichen übrigens bis in die 1990er-Jahre zurück, als Marc Luy das Leben von Mönchen und Nonnen als Modell nutzte, um die Ursachen für die unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern zu erforschen. Klöster bieten ideale Bedingungen, um den Einfluss nicht-biologischer Faktoren wie Lebensstil, Einkommen, sozialer Status und Zugang zu medizinischer Versorgung zu minimieren.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 04.02.2025