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18. April 2024

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Das Internet als Wissenschaft

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Web-Wissenschaften nähern sich dem Internet interdisziplinär. Bald soll es das Studium in Österreich geben.

Das Internet ändert sich. Vom eher statischen World Wide Web (WWW) hat es sich in den vergangenen Jahren hin zum dynamischen Web 2.0 entwickelt. Die Zahl derer, die selbst aktiv werden, steigt stetig. Ein neues Studium an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) will nun das Internet mit all seinen Entwicklungen zur Wissenschaft machen.
Web-Wissenschaften heißt die Studienrichtung, an deren Konzept derzeit gearbeitet wird. Entstehen soll dabei ein interdisziplinäres Master-Studium, bei dem das Web auf rechtliche, gesellschaftliche, technische und künstlerische Aspekte hin beleuchtet werden soll.

Erfinder des Internets
Zumindest in Europa wäre diese Studienrichtung einzigartig, wie Thomas Gegenhuber, Vorsitzender der Linzer Hochschülerschaft und Mitinitiator, erklärt. Viele Unis würden sich zwar in Teilbereichen mit Aspekten des Internets beschäftigen, einen ganzheitlichen Ansatz gebe es bislang allerdings nicht.
Aufgekommen ist die Idee in Linz auf Initiative von Studierenden. Im Juni des Vorjahres wurde der Antrag für das neue Studium eingereicht und vom Senat der Uni einstimmig angenommen. Mittlerweile steht bereits das Studienplankonzept.
Angeregt wurde die Diskus­sion um ein Studium der Web-Wissenschaften allerdings schon vor drei Jahren. Tim Berners-Lee, der Erfinder des Internets, trat im Wissenschaftsmagazin Science für die Einführung eines Studiums ein, das das Internet in all seinen Facetten untersuchen soll. Ein Konzept, das auch den Entwicklern des Studienplans an der JKU vorschwebt. „Wir wollen ein Master-Studium für Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen anbieten, die sich dem Web interdisziplinär widmen“, so Gegenhuber.
Wer also sein Bachelor- oder Diplomstudium in Wirtschaftswissenschaften gemacht hat, wird sich beim Web-Wissenschaften-Master auf die Bereiche E-Business, E-Government oder Webmarketing spezialisieren. Studierende aus dem Bereich der Soziologie werden sich hingegen eher mit den Auswirkungen des Web beschäftigen. „Ab dem dritten Semester sollen die Studenten dann gemeinsam in Kursen sitzen und von ihrer Heterogenität profitieren“, sagt Gegenhuber.

Von Technik bis Kunst
Angeboten wird die Studienrichtung interdisziplinär von der Juridischen, der Technisch-Naturwissenschaftlichen und der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Zudem werden auch Kooperationen mit dem Ars Electronica Center und der Kunstuniversität angestrebt. „Die breiten Anwendungsmöglichkeiten des Internets verändern gesellschaftliche Strukturen und Prozesse. Alle diese Felder kann die JKU abdecken“, sagt Johann Höller, Professor am Institut für Datenverarbeitung und Vorsitzender der Studienkommis­sion Web-Wissenschaften.
Umgesetzt werden könnte die neue Studienrichtung erstmals im Wintersemester 2010/11, wie Höller meint: „Alle Planungen sind darauf gerichtet, dass das Studium zu diesem Zeitpunkt starten wird. Wenn die gerade in Krisenzeiten oftmals verkündeten Botschaften von ‚Bildung als Investition in die Zukunft‘ tatsächlich ernst gemeint sind, darf das Projekt auch nicht an der Ressourcenfrage scheitern.“

Links

Anna Weidenholzer, Economy Ausgabe 72-04-2009, 24.04.2009