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19. April 2024

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Wenig Skrupel

Wenig Skrupel© Bilderbox.com

Für 24 Prozent der Manager ist Bestechung normal, die Konsequenzen werden nicht bedacht.

Weltweit machen zwölf Prozent der Manager persönliche Geschenke machen, 13 Prozent zahlen sogar Bargeld. Vier Prozent stellen Finanzergebnisse absichtlich falsch dar. In China besticht jeder zweite Manager mit Bargeld, in Spanien 28 Prozent und in Indien 16 Prozent. In Österreich sind es hingegen nur zwei Prozent.
Das ist ein Ergebnis der aktuellen Global Fraud Survey der Prüfungs- und Beratungsorganisation Ernst & Young (EY), für die über 2.800 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 62 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Österreich.
„Der wahre Wert von Compliance-Richtlinien zeigt sich, wenn Unternehmen Gefahr laufen, ihre Ziele zu verfehlen“, sagt Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY Österreich. „Dass mehr als jeder vierte Manager weltweit bestechen würde, um den Geschäften auf die Sprünge zu helfen, ist alarmierend. Eigentlich sollte inzwischen jeder sensibilisiert sei.“
Der Schaden, den Bestechung und Korruption anrichten können, kann für das Unternehmen aber auch den beteiligten Manager existenzbedrohend werden. Zur Strafverfolgung kommt der Imageschaden sowie etwaige Schadensersatzforderungen. Bestechung und Korruption entwickeln sich also fast immer zum Bumerang.

Großes Vertrauen
In Österreich sei das Unrechtsbewusstsein stark ausgeprägt, die Kontrolle vergleichsweise effektiv. 52 Prozent der heimischen Manager sind der Ansicht, dass die österreichischen Strafverfolgungsbehörden Fälle von Bestechung und Korruption verfolgen und zu einer Verurteilung bringen.
Weltweit sind nur 33 Prozent dieser Ansicht. Zwölf Prozent der Manager weltweit sagen sogar, dass die Behörden nicht bereit oder in der Lage seien, solche Fälle zu verfolgen. In Österreich glauben das nur zwei Prozent der befragten Manager. Besonders gering ist das Vertrauen in die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden in der Ukraine, wo 44 Prozent der Manager an der Fähigkeit oder Motivation der lokalen Behörden zweifeln, in Südafrika und Argentinien sind es 42 beziehungsweise 40 Prozent.
Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass Unternehmen weltweit mit überwältigender Mehrheit hohe Transparenz bei den wirtschaftlichen Eigentümern ihrer Kunden fordern. Österreichs Führungskräfte fordern das im internationalen Vergleich besonders vehement ein: Hierzulande betrachten 96 Prozent transparente Eigentumsverhältnisse als (sehr) wichtig, noch mehr als im internationalen Durchschnitt (91 Prozent).

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.05.2016