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16. April 2024

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Die Gründe für die Insolvenzen 2014 sind mehrheitlich hausgemacht. Laut dem Österreichischen Kreditschutzverband (KSV) haben sich im Vorjahr bei 51 Prozent der Pleiten die Manager „verzettelt“. Ein wesentliches Kriterium bei Firmenkonkursen ist zudem fehlendes Eigenkapital.

Mehr als die Hälfte der insolventen Unternehmen scheiterte im Jahr 2014 aufgrund unternehmensinterner Verluste, und dabei spielte der Mangel an Eigenkapital eine der Hauptrollen. Mit jeweils 15 Prozent folgen dann schon abgeschlagen Fahrlässigkeit und sogenannte externe Auslöser als Ursachen für Insolvenzen.

Ausreichend Eigenkapital

Um nicht in die Falle der „unternehmensinternen Verluste“ zu gehen, sei es unbedingt notwendig, Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital auszustatten. Die Zeiten des Wachstums auf Kredit sind vorbei. Nicht weil der Kredit so teuer wäre, ganz im Gegenteil. Nicht da ist das Wachstum und da lässt sich nur mit Eigenkapital vernünftig wirtschaften, so die Erkenntnisse des KSV.

Schlüsselfaktor Kommunikation mit Investoren
Auch Investoren gibt es, nur müssten viele Unternehmer lernen, mit Eigenkapital zu arbeiten und mit Investoren zu kommunizieren. Es sei viel leichter, auf Basis eines guten Businessplans und dem darin abgebildeten Optimismus Geldgeber zu überzeugen, als wenn eine Kapitalspritze nur noch die Pleite abwenden helfen soll.

Plan B fehlt
„Es zeigt sich, dass auch schon länger tätige Unternehmer oft keinen „Plan B“ haben oder sich überhaupt zu wenig mit der Zukunft auseinandersetzen. Geschäftsmodelle altern heute viel schneller als noch vor einer Generation,“ so Hans-Georg Kantner langjähriger Insolvenzexperte beim KSV. „Es bedarf der Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen und danach zu handeln, das Szepter nicht aus der Hand zu geben und selbst die nötigen Schritte zu setzen“, so Kantner weiter.

Externe Auslöser
Zu den „externen Auslösern“ zählen laut KSV etwa Kreditrestriktionen der Hausbank, Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen oder verschärfter Wettbewerb. Fehlendes Debitorenmanagement und Dominoeffekte bei Großinsolvenzen gehören weitgehend der Vergangenheit an. Seit der Pleite des „Konsum“ im Jahr 1995 weiß man, dass es keine unsinkbaren Schiffe gibt und die Unternehmer haben daraus gelernt. So sind die Insolvenzen als Folge einer Lieferanten- oder Abnehmerinsolvenz mit insgesamt 2 % ausgesprochen selten.

Österreich kein Land der Selbständigen
In kaum einem europäischen Land gibt es so wenig Unternehmen, wie in Österreich. Auch wenn sich schon einiges gebessert hat, in Österreich sind immer noch zu wenig Selbstständige, die Innovationen vorantreiben, Arbeitsplätze schaffen und dann mit ihren Steuern volkswirtschaftliche Wertschöpfung schaffen. Österreich verzeichnet über die Jahre eine Insolvenzquote von ca. 1,3 % aller aktiven Unternehmen.

Knapp 50 Prozent der Insolvenzen nicht älter als 5 Jahre
Das bedeutet, dass immerhin über 98 % der Unternehmen über die Runden kommen. Knapp die Hälfte der Insolvenzen entfällt auf Unternehmen, die nicht älter als 5 Jahre sind. „Das entspricht ja auch der Lebenserfahrung, dass jeder sich erst einmal beweisen und behaupten muss. Wem das gelungen ist, der ist mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Insolvenzgefahr konfrontiert“, erläutert KSV-Experte Kantner.

Insolvenz kein Stigma mehr

In den vergangenen 20 Jahren hat die Insolvenz schrittweise ihr Stigma verloren. Langsam spricht sich herum, dass es ein Leben nach der Insolvenz gibt, dass unternehmerisches Scheitern einen Lerneffekt hat und dass eine Restrukturierung ein Unternehmen schlagkräftiger und leistungsfähiger machen kann. Gescheiterte Unternehmer erfahren meist die Solidarität ihrer Gläubiger, denen in vielen Fällen ein momentaner Geldverlust leichter verschmerzbar erscheint, als der Verlust eines langjährigen Kunden.

Gut vorbereitete Insolvenz besser als „weiterwursteln“
„Wenn alles nichts hilft, dann ist daher ein gut überlegter und vorbereiteter Insolvenzantrag immer noch der weitaus bessere Weg, als das „Weiterwursteln“. Unternehmer, die selbst frühzeitig die unliebsamen Schritte setzen, würden Handlungsfähigkeit beweisen und können damit nicht selten ihre Gläubiger und Mitarbeiter bei der Stange halten. Immerhin münden mehr als 30 % aller Insolvenzverfahren in Österreich in einem Sanierungsplan. Es geht irgendwie weiter, man muss sich nur rechtzeitig darum bemühen“, resümiert Hans-Georg Kantner.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 21.07.2015