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25. April 2024

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Nachwuchssorgen trotz guter Auftragslage

Nachwuchssorgen trotz guter Auftragslagepiqs.de/dorisalb

Den niederösterreichischen Steinmetzen geht es ganz gut – wären da nicht die fehlenden Lehrlinge.

Als sich der gebürtige Langenrohrer Leopold Trinkl im Jahr 2004 als Steinmetzmeister in Diendorf bei Würmla selbständig gemacht hat, war er ein Ein-Mann-Betrieb. Heute, zwölf Jahre später, beschäftigt der 35jährige 25 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr gründete er eine Zweigniederlassung in Liechtenstein.
Seine Spezialität sind maßgeschneiderte Produkte aus massivem Naturstein – vom Waschtisch über Treppen bis zu Türeinfassungen und Springbrunnen. Um die dafür am besten geeigneten Quarzite und Marmorsorten zu erhalten, reist der Meister auch selbst nach Brasilien oder Indien zum Einkauf. „Ich bin ein- bis zweimal jährlich vor Ort, um meinen Kunden auch eine gleichbleibende Materialqualität gewährleisten zu können. Das Risiko, über den Großhandel einzukaufen, gehe ich nicht ein“, berichtet Leopold Trinkl dem NÖ Wirtschaftspressedienst.
Nicht nur Privatkunden, auch heimische Unternehmen und Institutionen schätzen die präzise Arbeit des Steinmetzbetriebes. So orderte etwa das Theater in der Josefstadt in Wien die Anfertigung eines massiven Figurensockels. Am Wiener Westbahnhof überarbeitete Trinkl in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt die Originalsubstanz der Zwischensäulen in der Bahnhofshalle und an der Wirtschaftuniversität in Wien setzte er Fassadenplatten instand.

Branchenfern
Für die Branche wünscht sich Trinkl mehr Lehrlinge. „Wir haben extreme Nachwuchsprobleme. Es ist nicht einfach, geeignete Lehrlinge zu finden.“ Jene, die sich melden würden, meinen, im Baunebengewerbe brauche man nichts zu können. Doch das sei ein gewaltiger Irrtum. „Gerade in unserer Branche“, so Trinkl, „ist neben handwerklichem Geschick und Kreativität auch Präzision oberstes Gebot.“
Trinkl bildet derzeit einen Lehrling aus. Insgesamt hatte er schon fünf Lehrlinge, wovon nur einer geblieben ist. Die anderen vier arbeiten nun branchenfern. Schade, meint Trinkl, denn gerade als Steinmetz könne man relativ gut verdienen. „Und auch die Auftragslage ist in Ordnung. Das heißt, die Arbeit ist relativ sicher.“

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Noe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 18.11.2015