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19. April 2024

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Mobile und kommunikative Mitarbeiter

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Ein präzise recherchiertes „White Paper“ von Nokia und der britischen Analytikerfirma Simpson Carpenter zeigt, dass Angestellte besser als ihre Manager den geschäftlichen Wert von Handy und Laptop erkennen.

Dass die globale Geschäftswelt auf mobile Kommunikation nicht mehr verzichten kann, war dem Handy-Produzenten Nokia seit Langem klar. Wie genau und in welchem Ausmaß Führungskräfte wie Angestellte das Handy bereits in ihren Job integriert haben, wollte Nokia nunmehr auch im Detail wissen und beauftragte die britische Analytiker- Firma Simpson Carpenter mit einer ausführlichen Studie. Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage unter 2.700 Führungskräften sowie 3.000 Angestellten wurde im Herbst 2005 von Nokia in dem White Paper „The State of Workforce Mobility“ veröffentlicht, jedoch bis heute noch kaum rezipiert. Und dies, obwohl diese Analyse zum Status der kommunikationstechnologisch gestützten Mobilität einen neuen Maßstab an Präzision setzte: Die Londoner Analytiker legten ganz bewusst einen sezierenden Querschnitt im Hinblick auf „Decision Makers“ und „Workforce“ kleiner, mittlerer und großer Unternehmen. Untersucht wurden zudem drei Länder mit sehr unterschiedlichen Business-Kulturen: USA, China und Deutschland.

Führungskräfte können irren
Das generelle Ergebnis allein vermag noch wenig zu überraschen: Sowohl große wie kleine Unternehmen – und dies weltweit – integrieren derzeit forciert diverse mobile Lösungen hinsichtlich Kommunikation und Information in ihre vitale Business-Infrastruktur. Zugleich entdeckten die Autoren der Studie jedoch, dass einfache Mitarbeiter weit mehr als das Management ein gesteigertes Bewusstsein dafür zeigen, wie wichtig im Alltagsgeschäft der extern-mobile Zugriff auf Applikationen wie E-Mail und Kunden-Datenbanken sei. Vor allem die Entscheidungsträger größerer Unternehmen unterschätzen stark, in welchem Ausmaß ihre Mitarbeiter bereits Mobiltechnologien produktiv benutzen. Aus der Perspektive der Führungskräfte betrachtet, verwenden 24 Prozent der Angestellten zur Erfüllung ihres Jobs ein Handy und zehn Prozent einen Laptop.
Die realen Zahlen, so ergibt die Befragung, bewegen sich jedoch in einer ganz anderen Dimension: Weit mehr als die Hälfte der Angestellten (60 Prozent) gibt an, dass sie regelmäßig ein Mobiltelefon, und fast 30 Prozent, dass sie einen Laptop für ihre Business-Aktivitäten benutzt. Ein deutliches Anzeichen dafür, so die Autoren der Studie, dass das Bewusstsein vor allem der Führungskräfte hinter der „Mobility Curve“ zurückbleibt, während die Angestellten diesen ohnedies markanten Anstieg anscheinend kräftig weiter vorantreiben.
Dieses Faktum wird durch eine Zahl noch untermauert: International betrachtet haben mehr als 70 Prozent der Mitarbeiter das Mobiltelefon, das sie für ihre Arbeit verwenden, nicht vom Unternehmen zur Verfügung gestellt bekommen, sondern selber und auf eigene Kosten erstanden. Im aufstrebenden China beläuft sich diese Zahl sogar auf 84 Prozent.

Fernöstliche Ansprüche
Die chinesischen Manager und Angestellten dürften derzeit sogar die avanciertesten Ansprüche an die für den Job erwünschten Funktionen der Mobiltelefone stellen: 63 Prozent der Firmen verfügen über eine Mobilstrategie, die Internet und E-Mail via Handy vorsieht. Während sich deutsche und amerikanische Angestellte mit Voice und SMS begnügen. Last but not least räumt die Studie mit einem verbreite ten Vorurteil auf: Entgegen der allgemeinen Überzeugung, die Handys hätten eine sehr kurze Halbwertszeit, erwies die Umfrage eine veritable geschäftliche Gebrauchsdauer von durchschnittlich zwei Jahren. Mehr noch: Sie würden sich angesichts des relativ geringen Anschaffungspreises daher bereits somit weit vor der Ablaufzeit amortisieren.
Ein Vorurteil, das sich vor allem bei Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern kontraproduktiv auszuwirken scheint. In Zahlen: 58 Prozent dieser Entscheidungsträger haben in den kommenden zwölf bis 24 Monaten nicht vor, zusätzliche Mitarbeiter mit Handys auszustatten. Denn: Topmanager kleiner und mittlerer Firmen fürchten zumeist den Kostenfaktor. Und erkennen zudem nicht, wie sehr eine probate Integration mobiler Lösungen ihr Geschäft beschleunigt fördern könnte. Sie sollten wohl einfach ihre Angestellten fragen.

Ausgewählter Artikel aus dem Jahr 2006

Jakob Steuerer, Economy Ausgabe 04-03-2006, 25.03.2015