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19. April 2024

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Mehr Betrüger

Mehr Betrüger© Bilderbox.com

Immer mehr Betrugsfälle werden in Österreichs Unternehmen entdeckt. Cyberangriffe bereiten zunehmend größere Sorgen.

Jedes vierte österreichische Unternehmen wurde nach eigenen Angaben in den letzten zwei Jahren Opfer eines bedeutsamen Betrugs- oder Korruptionsfalls. 2014 registrierten erst zwölf Prozent größere Fälle.
Damit ist die Zahl der entdeckten Fälle in Österreich deutlich höher als im internationalen Vergleich: Weltweit wurden nur in zwölf Prozent der Unternehmen größere Betrugs- oder Korruptionsfälle entdeckt – das ist der gleiche Stand wie noch vor zwei Jahren. Nur in der Ukraine (48 Prozent), Kenia (36 Prozent) und Südafrika (26 Prozent) gibt es laut Aussage der dort tätigen Manager noch mehr entdeckte Betrugsfälle als in Österreich. Die wenigsten Fälle wurden in der Slowakei (keiner), in der Türkei und in Indonesien (jeweils 2 Prozent) entdeckt.
Das sind die Ergebnisse der aktuellen Global Fraud Survey der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die über 2.800 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 62 Ländern befragt wurden.

Explizit
Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY Österreich, sieht diese Entwicklung differenziert: „Eine explizite Steigerung der Kriminalität in Unternehmen in Österreich ist aus den Untersuchungsergebnissen per se nicht abzuleiten. Unternehmen werden im Gegenteil eher professioneller und transparenter im Umgang mit derartigen Fällen.“ Allerdings sei die Kriminalität tatsächlich stark ansteigend.
Speziell Cyber-Attacken bereiten Österreichs Unternehmen Probleme: 62 Prozent der befragten Manager bezeichnen diese als großes Risiko für die eigene Organisation, vor zwei Jahren waren es erst 42 Prozent. Damit ist die Angst vor Cyber-Kriminalität hierzulande auch deutlich stärker ausgeprägt als im internationalen Durchschnitt (47 Prozent).

Spezifischer
„Das Thema Cyber-Kriminalität ist nicht zuletzt durch die zunehmend schwerwiegenderen Schadensfälle nun in der Chefetage angekommen. Neu ist auch, dass die Angriffsziele spezifischer werden und nun auch der Mittelstand ins Fadenkreuz der Angreifer gerät“, erklärt Benjamin Weissmann, Leiter der Cyber-Forensik bei EY Österreich.
Die Tricks der Angreifer werden dabei immer ausgefeilter und schwerer zu durchschauen – sie reichen von klassischen Hacker-Angriffen bis hin zum sogenannten Social Engineering. Je komplexer die Methoden der Angreifer werden, desto besser und umfangreicher müssen sich Unternehmen dagegen wappnen. „Dafür müssen sie bereit sein, in Kontrollsysteme zu investieren und diese auch von externen Experten auf den Prüfstand stellen zu lassen.“

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 06.05.2016