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20. April 2024

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Kein Alarmsignal

Kein Alarmsignal© Bilderbox.com

In den ersten sechs Monaten 2016 gingen um 4,7 Prozent mehr Unternehmen in Insolvenz als im Vergleichszeitraum 2015. Auffallend zugenommen hat die Zahl der abgewiesenen Verfahren.

Die Talsohle der rückläufigen Insolvenzentwicklung wurde letztes Jahr durchschritten – nun ist wieder mit steigenden Zahlen zu rechnen. Insofern sieht man beim KSV1870 im aktuell 5-prozentigen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen kein Alarmsignal. Außerdem ließe sich die Verdopplung der Insolvenzverbindlichkeiten im Wesentlichen auf drei Fälle zurückführen und ist somit kein Massenphänomen. „Aber es bleibt der Befund, dass die Fälle nicht nur mehr, sondern tendenziell auch wieder größer geworden sind“, analysiert Hans-Georg Kantner, KSV1870 Leiter Insolvenz.
Der Grund für die hohen Schulden kann unschwer in den ersten drei Fällen auf der Liste der Großinsolvenzen verortet werden: zwei der Unternehmen sind reine Holdinggesellschaften (Activ Solar und Slav) und den Brüdern Kliujev zuzurechnen. Der Fall CBA (vormals Concord Card Casino) ist im Wesentlichen durch steuerliche Forderungen von deutlich über 300 Millionen Euro bestimmt, hier gibt es Unstimmigkeiten bei der Auslegung des österreichischen Glückspielgesetzes.

Alle Insolvenzen eröffnen
Die Zahl der Abweisungen mangels Vermögens erachtet der KSV als nicht besorgniserregend. Möchte man jedoch diese Abweisungen vollkommen abschaffen, wären mehr Verfahren und damit eine zusätzliche Belastung der Gerichte die Folge. Allerdings kämen natürliche Personen sofort in Insolvenzverfahren, wodurch ihnen auch sofort die Weichen zu einer Restschuldbefreiung geöffnet würden. Juristische Personen würden rasch und sauber liquidiert werden, was für die Hygiene der Wirtschaft unseres Landes von Vorteil wäre.
Der KSV1870 befürwortet, alle Insolvenzen zu eröffnen. Eine Langzeitstudie habe ergeben, dass die Eröffnung ausnahmslos aller Verfahren, auch solcher, bei denen kein ausreichendes Vermögen angenommen wird, zu achtbaren Ergebnissen bei der Gläubigerbefriedigung führen würde. Otto Zotter, Leiter KSV1870 Linz, rechnet für die Gläubiger und die Volkswirtschaft einen Nutzen von brutto 80 Millionen Euro pro Jahr heraus. Außerdem gehen die Kreditschützer davon aus, dass so – vor allem im kleingewerblichen Bereich – nicht wenige Unternehmen saniert werden könnten.

Ausblick 2016
Die Prognose eines mäßigen Anstiegs der Insolvenzen wird sich auch im zweiten Halbjahr 2016 fortsetzen. Insgesamt werden die Insolvenzzahlen mäßig über dem Wert des Jahres 2015 zu liegen kommen und auch das relative Absinken der Nicht-Eröffnungen mangels Vermögens („Abweisungen“) wird auch im zweiten Halbjahr 2016 zu beobachten sein.

Links

red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 16.08.2016