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16. April 2024

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„Beeindruckend schlechte Zahlen“

„Beeindruckend schlechte Zahlen“@ Bilderbox.com

Die Bürokratie kostet Gewerbe und Handwerk in Niederösterreich jedes Jahr 344 Millionen Euro.

Das Gewerbe in Niederösterreich wird pro Jahr mit 344 Millionen Euro belastet. Das ist der Wert von 4.300 Vollzeitarbeitsplätzen mit rund sieben Millionen Arbeitsstunden. Die Bürokratiekosten pro Beschäftigten belaufen sich auf 2.371 Euro pro Jahr, vor drei Jahren sind es noch 2.208 Euro – um rund sieben Prozent weniger – gewesen.
Das ergibt eine Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag der Sparte Gewerbe und Handwerk der niederösterreichischen Wirtschaftskammer. Studienautor Walter Bornett spricht von „beeindruckend schlechten Zahlen.“

Auf allen Ebenen wachsende Regelungsdichte
„Natürlich muss es Regeln geben, aber doch nicht in diesem Ausmaß“, meint WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl. „Das muss weniger werden“, fordert sie gemeinsam mit Gewerbe-Obmann Wolfgang Ecker. Die auf allen Ebenen wachsende Regelungsdichte raube speziell den kleinen und mittleren Unternehmen die Luft zum Atmen.
Die 344 Millionen Kosten setzen sich aus 264 Millionen interne Kosten und 80 Millionen für externe Kosten, wie Steuerberater oder externe Lohnverrechnung zusammen. Buchhaltung, Jahresabschluss, Steuererklärungen und Umsatzsteuermeldungen bilden mit 156 Millionen den größten Kosten-Brocken. Dahinter kommen Lohnverrechnung, Meldungen an die Sozialversicherungen mit 56 Millionen Euro und Dokumentationen, Archivierung, sowie Veröffentlichungspflichten mit 48,4 Millionen Euro.

80 Stunden
„Kleinbetriebe sind besonders betroffen“, sagt Bornett. In Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten beträgt der Bürokratieaufwand pro Beschäftigtem mehr als 80 Stunden pro Jahr, bei größeren Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten sind es 30,5 Stunden. Dort seien „mehr Auslagerungen möglich“, erklärt der Studienautor.
Als Beispiel nennt Sonja Zwazl Reinigungsmittel, wie sie in jedem Haushalt eingesetzt werden. „Verwendet sie jedoch ein Unternehmen, werden sie plötzlich gefährlich“, kritisiert Zwazl: „Denn dann muss man sie in einer Dokumentation als gefährliche Arbeitsstoffe führen und dafür eigene Sicherheitsdatenblätter anlegen.“

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 02.07.2016