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24. April 2024

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Jobwunder Roboter

Jobwunder Roboter© piqs.de/gianmaria zanotti

Die Plattform Industrie 4.0 präsentiert erste Anwendungen – Arbeitskäfte soll die Digitalisierung der Produktion nicht kosten, im Gegenteil.

Die Plattform Industrie 4.0, die von der Industrie, den Arbeitnehmervertretern und dem Infrastrukturministerium vor einem Jahr aus der Taufe gehoben wurde, wächst kräftig. Inzwischen hat sie 28 Mitglieder, darunter Universitäten und Fachhochschulen. Roland Sommer, Managing Director der Plattform, sieht Österreich gut für die digitale Fabrik, wie Industrie 4.0 auch bezeichnet wird, aufgestellt. Derzeit tagen neun Arbeitsgruppen, angefangen von Normungsfragen bis hin zu den arbeitsrechtlichen Herausforderungen.
In der Fabrik der Zukunft lernen die Maschinen aus Fehlern und geben Neuentwicklungen ein gänzlich anderes Gesicht, nämlich ein digitales. So etwa beim steirischen Antriebshersteller AVL List, bei dem Prototypen für neue Motoren nicht aus Aluminium, sondern aus Bits und Bytes sind und der Auftraggeber statt einer Kiste ein Datenpaket bekommt.

Flexibel
Beim Wiener Waschmitterhersteller Henkel sorgt eine volldigitalisierte Versorgungskette dafür, dass die Produktherstellung innerhalb von 24 Stunden umgestellt werden kann, wobei die Etiketten für die neuen Waren erst eine Stunde vor Auslieferung ins Werk kommen. Bis 2030 soll die Effizienz der Produktion dank Industrie 4.0 verdreifacht werden.
Der Chiphersteller Infineon in Villach rüstet alle Produkte mit RFID-Chips aus, sodass sie jederzeit in der Halle lokalisiert werden können und die Maschine weiß, welcher Fertigungsschritt bei welchem Produkt gerade an der Reihe ist.
Der Hörgerätehersteller Neuroth setzt auf 3D-Druck statt Handfertigung. Als Vorlage dient der zuvor von einem Hörgeräteakustiker angefertigte digitale Ohrabdruck des Kunden, der per Laser eingescannt, digital nachbearbeitet, ausgedruckt und manuell nachbearbeitet wird.

Mehr Arbeitsplätze
Befürchtungen, wonach Industrie 4.0 Arbeitsplätze zerstört, hatte unlängst der Geschäftsführer des deutschen Maschinen- und Anlagenbauerverbandes zerstreut: „Wir sehen, dass die Zahl der Arbeitsplätze steigt.“ Deutschland habe die dritthöchste Roboterdichte nach Korea und Japan und mit 43 Millionen einen Beschäftigungsrekord. In der deutschen Autoindustrie sei der Roboterbestand seit 2010 um 17 Prozent gestiegen und die Zahl der Beschäftigten um 13 Prozent.
„Mit der digitalisierten Produktion entstehen bis zu 40.000 neue Jobs“, erklärt auch Lothar Roitner, Obmann des FH-Technikum Wien und Geschäftsführer des österreichischen Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI).

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.07.2016