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29. März 2024

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Hellseherische Haustechnik

Hellseherische Haustechnik© piqs.de/alfred lohmann

Ein neues, vorausschauendes Regelungskonzept für große Gebäude steigert den Komfort bei geringeren Energiekosten.

Temperatur und Luftzufuhr werden in großen Häusern zentral gesteuert. So lässt sich nicht nur der Komfort im Gebäude steigern, man kann dadurch auch Energie und Geld sparen und den CO2-Ausstoß reduzieren. Damit das gelingt, braucht man aber eine intelligente Regelung.

Häuser reagieren träge
Michaela Killian hat ein Regelungskonzept entwickelt, das voll automatisiert den Komfort steigert und den Energiebedarf senkt. Seit Oktober 2015 im Unipark Nonntal (Salzburg) implementiert, sind die ersten Ergebnisse sehr vielversprechend. Für diese Entwicklung wird sie nun mit dem Resselpreis der TU Wien ausgezeichnet.
„Moderne Gebäude haben heute oft viele verschiedene Sensoren, mit denen man zum Beispiel die Sonneneinstrahlung aus verschiedenen Himmelsrichtungen messen und elektronisch auslesen kann“, erklärt Killian. Das Gebäude kann dann automatisch Lüftung, Heizung oder Jalousien an diese aktuellen Daten anpassen – aber das alleine genügt nicht, das Haus reagiert nämlich sehr träge.
Bis ein mehrstöckiges Gebäude aufgeheizt ist, können viele Stunden vergehen. Viel besser ist es daher, wenn die Regelung in die Zukunft blickt. Wetter-, Strahlungs-, und Belegungsprognosen können genutzt werden, um vorausschauend zu heizen oder zu kühlen. Außerdem kann das Gebäude selbst als thermischer Speicher verwendet werden.

Energiebedarf gesunken
„Der Wetterbericht kann über das Internet automatisch in das System eingelesen werden“, sagt Killian. Aufgrund von Erfahrungswerten, Expertenwissen und physikalischen Modellen wird im Computermodell berechnet, welche Maßnahmen man angesichts des prognostizierten Wetters ergreifen muss, um die Temperatur im Gebäude mit möglichst geringem Energieaufwand im angenehmen Bereich zwischen 21 und 24 Grad zu halten.
Das Projekt war ein Erfolg, berichtet Killian: „Für eine abschließende Evaluierung ist es noch zu früh, aber man sieht jetzt bereits, dass der Energiebedarf deutlich gesunken ist. Wichtig ist auch, dass sich die Leute im Gebäude wohlfühlen.“ Komfort stand im Zuge des Projektes immer an erster Stelle, und das Feedback ist ausgezeichnet. „Auch evon, unser Industriepartner, ist begeistert, daher läuft seit Jahrebeginn ein Nachfolgeprojekt.“
Der Resselpreis der TU Wien wird einmal im Jahr an junge Forscher vergeben, die im Rahmen ihrer Dissertation wissenschaftlich exzellente, interdisziplinäre Arbeit geleistet haben. Er ist mit 13.000 Euro dotiert, zweckgebunden für die wissenschaftliche Forschung.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 28.06.2016