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19. April 2024

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„Zum Wohl und helf’ Gott, dass’ woahr is.“

„Zum Wohl und helf’ Gott, dass’ woahr is.“@ piqs.de/rosali

Wie der Schnupfen in unsere Zellen kommt, ist nicht genau erforscht. An der TU Wien wurde eine neue Analysemethode entwickelt.

Schnupfenviren transportieren ihre RNA in das Cytoplasma der infizierten Zelle. Erst dadurch können sie sich vermehren. Wie das im Detail abläuft, ist schwer zu untersuchen. An der TU Wien wurden nun eine Methode entwickelt, mit der man diesen Prozess analysieren kann. Die neue Methode wurde nun publiziert – der Artikeltitel ziert das Cover des Fachjournals „Analytical and Bioanalytical Chemistry“.
Das Schnupfenvirus, das Prof. Günter Allmaier und sein Team vom Institut für Chemische Technologien und Analytik studierten, ist relativ einfach aufgebaut. Es sieht aus wie ein Ball. Seine Schale besteht aus vier verschiedenen Proteinen, die jeweils 60-fach vorhanden sind, im Inneren verbirgt sich die RNA, auf der die Erbinformation des Virus gespeichert ist.
„Bestimmte äußere Bedingungen können das Virus dazu bringen, seine RNA nach außen freizusetzen“, erklärt Victor Weiss, PostDoc bei Günter Allmaier. „In unseren Zellen wird das durch einen niedrigeren pH-Wert ausgelöst.“ In diesem Fall organisieren sich die Proteine um, die Schale des Virus bekommt Löcher, durch eines von ihnen wird dann der RNA-Strang freigegeben.

Kombination
Mit sogenannten Molecular Beacons können bestimmte RNA-Sequenzen nachgewiesen werden. Diese Technik wird an der TU Wien mit einer anderen bewährten Technik kombiniert – der Kapillarelektrophorese. Eine kleine Flüssigkeitsprobe wird in einem Chip-Kanal platziert; dort wird ein elektrisches Feld angelegt, in dem die unterschiedlichen Nanopartikel auf charakteristische Weise unterschiedlich schnell wandern. Nach einer Trennstrecke von etwa eineinhalb Zentimetern trifft dann ein Laserstrahl auf die Partikel. Dort werden die leuchtenden Fluorophore des Molecular Beacons gemessen, die an der Viren-RNA andocken konnten.
„Die unterschiedlichen Bestandteile der Probe kommen zu unterschiedlichen Zeitpunkten beim Laser an, erst dadurch kann man sichergehen, dass man genau misst, was man eigentlich messen möchte“, erklärt Günter Allmaier. „Damit können wir nun beispielsweise zeigen, welches Ende der RNA zuerst aus dem Virus austritt, und wie dieser Prozess genau abläuft.“
Im Prinzip lässt sich die Methode, die im Rahmen eines FWF-Projektes gemeinsam mit der Forschungsgruppe Dieter Blaas (Medizinische Universität Wien) entwickelt wurde, auch auf anderen Viren anwenden. „Uns geht es um die Entwicklung der Methode, als Testobjekt ist das Schnupfenvirus geradezu ideal“, meint Allmaier. „Wir hoffen aber natürlich, dass sich diese Methode in der medizinischen Forschung etabliert.“

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red/stem/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 14.07.2016