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28. März 2024

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Patient Krankenhaus

Patient KrankenhausAPA/TECHT Hans Klaus

Das Krankenhaus heute: im Spannungsfeld zwischen Medizin und Ökonomie.

Ein großes Problem ist die bereits für 2030 zu erwartende Überalterung. Zur Bewältigung sind viele Maßnahmen notwendig. „Wir brauchen eine systematische Qualitätsarbeit zur Sicherung und Verbesserung der Qualität im Gesundheitswesen“, zeigt sich Ernst Hecke, Vorstandsdirektor der Steiermärkischen Krankenanstaltsgesellschaft (Kages), um das künftige Wohl der steirischen Krankenhauspatienten besorgt. Steigende Betriebskosten, immer ältere Menschen und damit verbunden mehr medizinische Behandlung würden in Zukunft große Probleme darstellen.
Hecke unterstreicht seine These mit Zahlen: 20 von Kages betriebene Krankenhäuser verfügen über 6102 Betten; 1746 Ärzte und 6823 Pfl eger stehen bereit. Die durchschnittliche Belagsdauer ist mit 6,3 Tagen nicht übermäßig hoch.Die Bettenentwicklung ist allerdings – trotz zum Teil langer Wartezeiten bezüglich Operationen – nach wie vor rückläufi g: Vor 20 Jahren gab es mit knapp 9000 Betten noch fast 50 Prozent mehr Platzangebot für Patienten. Heute steht die Forderung nach noch mehr Bettenabbau im Raum. Die Kosten sind trotz sinkender Bettenanzahl gestiegen: Für 2007 plante Hecke rund 1289 Mio. Euro an Betriebsaufwand inklusive Investitionen. Die Betriebsaufwendungen sind von 1997 bis 2003 um fast ein Drittel gestiegen – ein Plus von 31,5 Prozent –, von 2000 bis 2005 um 20 Prozent.
Als einen Grund für die steigenden Betriebskosten nennt Hecke vor allem die hervorragende medizinische Versorgung in Österreich: So kommen hierzulande laut OECD-Statistik 3,5 Ärzte auf 1000 Einwohner, damit liegen wir in etwa gleichauf mit Deutschland und Frank reich (3,4), weit vor den USA (nur 2,4). Auch in der Bettendichte ist Österreich mit 6,5 pro 1000 Einwohner gut bedient (Deutschland: 6,4, Frankreich: 3,8, USA: nur 2,8).

Fortschritt bringt Kosten
Zweiter Grund sei laut Hecke der medizinische Fortschritt. 1956: erstes Hüftgelenk, 1961: erster Herzschrittmacher, 1969: erster Koronar-Bypass, 1972: Computertomografi e und 1980 Magnetresonanz. Die Gerätemedizin erfordert nicht nur kostspielige Investitionen, auch die Behandlungen kosten mehr Geld, und die Behandlungsanzahl nimmt zu.
Als weitere Ursache für die explodierenden Betriebskosten führt Hecke die Überalterung der Bevölkerung an, die künftig den „größten Brocken“ ausmachen wird. Damit steht die Finanzierung des Gesundheitswesens vor einer neuen, sehr großen Herausforderung.
„Heute können wir uns das Gesundheitswesen noch leisten“, resümiert Hecke und fordert ein Maßnahmenpaket ein. Standortbereinigung, Reduktion der Bettenanzahl und der Belagsdauer sowie die Erhöhung des tagesklinischen Angebots nennt der Kages-Vorstandsdirektor als Aufgaben der Krankenhäuser. Extern wären der Aufbau sozialer Dienste wie Hauskrankenpfl ege und Essen auf Rädern, mehr medizinische Hauskrankenpfl ege sowie bessere Vorsorge vonnöten. Überdies betont der Steirer, dass die Gesundheit einen wichtigen Teil der sozialen Sicherheit darstelle. Der schwellenfreie Zugang für alle sei daher von großer Bedeutung.

Links

Christine Wahlmüller, Economy Ausgabe 28-12-2006, 29.06.2015