Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

24. April 2024

Search form

Search form

Outernet: Freier anonymer Zugang zu Daten auf der ganzen Welt

Outernet: Freier anonymer Zugang zu Daten auf der ganzen Weltpiqs.de/woodleywonderworks

Die Daten sind überall da draußen. Als weltweit zweite Uni unterzeichnet die TU Wien ein Abkommen mit „Outernet“ und folgt damit den Kollegen von Harvard.

Nicht jeder hat Zugang zum Internet, doch das „Outernet“ ist für alle da. Speziell ausgewählte Daten werden über Satelliten weltweit übertragen. Mit relativ einfachen Geräten kann man sie in entlegenen Gegenden abrufen, auch wenn weit und breit kein Mobilfunknetz zur Verfügung steht.
Die Forschungsgruppe für Fernerkundung der TU Wien bereitet etwa Klimadaten auf, um die Bodenfeuchte abschätzen und Dürrekatastrophen vorhersagen zu können. Diese Daten werden nun in „Outernet“ integriert. Nach der Harvard University ist die TU Wien weltweit die zweite Universität die sich an dem Projekt beteiligt.

Information für alle
„Gerade in schlecht entwickelten Regionen, wo an flächendeckenden Handyempfang noch lange nicht zu denken ist, wäre es wichtig, den Zugang zu Bildung und Information sicherzustellen“, sagt Markus Enenkel vom Department für Geodäsie und Geoinformation der TU Wien. Er arbeitet seit Jahren mit „Ärzte ohne Grenzen“ zusammen, um mit Hilfe von Satellitendaten Dürrekatastrophen besser zu verstehen.
Ein wesentliches Problem bei diesem Projekt war bisher die mangelnde Netzabdeckung in den betroffenen Regionen Afrikas und damit verbundene Informationsdefizite. Aus diesem Grund beteiligt sich die TU Wien an der vom Outernet-Server angebotenen Datensammlung.
Diese Daten sind ohne Telekommunikationsnetzwerk mit einfachen und günstigen Geräten zu nutzen. Eine Empfangsstation kann die Daten dann über kurze Strecken weitergeben indem sie einen für mehrere Mobiltelefone nutzbaren WLAN-Hotspot erstellt. Längerfristig soll die Outernet-Zugriffsmöglichkeit direkt in Handys integriert werden. Outernet kündigte zudem den ersten Mikrosatellit an.

Das Wichtigste gratis
„Man kann sich das vorstellen wie einen globalen Teletext – aber eben mit viel größeren Datenmengen“, erläutert Markus Enenkel weiter. Relevante Daten vom Nachrichtentext bis zu aktuellen Dürrevorhersagen werden so aufbereitet, dass sie möglichst wenig Speicherplatz benötigen.
Hochaufgelöste Videos oder Bilder gibt es im Outernet bis jetzt daher nicht. „Wenn man sich rein auf Text beschränkt, dann können ein paar Megabyte schon äußerst hilfreich sein“, meint Enenkel. In den nächsten Monaten soll es möglich sein die Download-Rate auf einige Gigabyte pro Tag zu erhöhen.

Anonymer Zugriff
Ein wichtiger Grundgedanke von Outernet ist zudem die Freiheit der Daten: Wichtige Informationen werden zwar kostenpflichtig auf Outernet geladen, jedoch ist der Download gratis. Von den Empfängergeräten werden keine Daten zurückgesendet.
Der Zugriff ist also völlig anonym. Zusätzlich ist es auf experimenteller Ebene bereits möglich Daten über Outernet nicht nur zu empfangen, sondern auch zu senden. Jegliche Schaltpläne, um die Empfangsbox selbst nachzubauen, sowie alle Codes sind öffentlich verfügbar. Die rasante Entwicklung des Projektes ist laut Enenkel unglaublich.
„Normalerweise plant man solche komplexen globalen Vorhaben über Jahre hinweg, bei Outernet denkt man in Tagen und Wochen. Schon jetzt ist der Datenempfang fast global möglich“, so der Experte. Es ist also damit zu rechnen, dass Outernet rasch weiterwächst – und die TU Wien ist mit dabei.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 01.04.2015