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28. März 2024

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Klare Handschrift

Klare Handschrift© Johann Binder

Ein Waldviertler Tischler kam über Umwege wieder zum Holz zurück und wurde Holzkünstler. Bei der Arbeit lässt er sich gern über die Schulter schauen.

Hölzerne Gebrauchsgegenstände in der Form von Kugeln, Vasen, Blumen, Eiern oder Herzen entstehen in Werkstatt von Johann Binder in Arbesbach im Bezirk Zwettl. Der gelernte Tischler entdeckte erst 2009 die Leidenschaft für das alte Handwerk des Drechseln.
Kreativ war der gebürtige Kamper schon immer. „Die Strukturen des Holzes zu betonen und herauszuarbeiten, ist meine große Leidenschaft“, erklärt der 47-jährige. „08/15-Objekte sind nicht das Meine. Ich drücke ihnen immer meine ganz eigene Handschrift auf.“ Und die besticht durch Geradlinigkeit. Puristisch und klar sind Binders Objekte, die Beschaffenheit des Holzes steht dabei im Vordergrund.
Hunderte Holzobjekte hat Johann Binder, der sich selbst als Holzkünstler bezeichnet, bereits auf niederösterreichischen Märkten verkauft. Rund 25 verschiedene Hölzer, darunter Zirbe, Föhre, Apfel Zwetschke, Nuss, Birne sowie Weide, Erle, Zeder und Ulme, verwendet der Waldviertler für seine einzigartigen Arbeiten.

Vom Kranführer zum meisterlichen Holzkünstler
„Die meisten Hölzer stammen aus der Region. Die Zirbe beziehe ich aus der Steiermark und aus Tirol.“ Je nach Objekt benötigt er zwischen 30 und 120 Minuten. Mindestens fünf Arbeitsschritte werden dazu benötigt. Welche das sind, können Interessenten selber herausfinden. Johann Binder lässt sich nämlich beim Arbeiten gern über die Schulter schauen. Für ihn ist es das Schönste, sein Können anderen Menschen zu vermitteln. „Damit haben sie dann auch den Bezug zum Objekt.“
Johann Binder war nach einer mehrjährigen Unterbrechung ein Wiedereinsteiger. Nach seiner Tischlerlehre wechselte er die Branche und verdingte sich als Turmkranführer auf großen Baustellen. In der Karenzzeit für seine beiden Kinder entdeckte er wieder die Freude am Werkstoff Holz. Vor drei Jahren meldete er schließlich das Gewerbe zur Herstellung von kunstgewerblichen Gegenständen an.
Das Geschäft läuft, und Johann Binder steht unermüdlich an seiner Drechselbank. „Ich möchte damit auch anderen Mut machen, beruflich umzusteigen“, sagt er. „Ich habe diesen Schritt in die Selbständigkeit nicht bereut. Für mich war Holz schon immer etwas überaus Faszinierendes. Wenn man ihm bei seiner Bearbeitung die Natürlichkeit belässt, bleibt es auch lebendig.“

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NOe-Wirtschaftspressedienst/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 12.04.2016