Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

24. April 2024

Search form

Search form

Friedhof der vergessenen Automarken

Friedhof der vergessenen Automarkenepa

Die Automobilgeschichte durchzieht ein Faden gescheiterter Baureihen, von NSU und Horch bis Pontiac und Saturn.

Markenpflege ist das Um und Auf einer erfolgreichen Produktlinie. In dieser Hinsicht haben also die hoch bezahlten General Motors (GM)-Manager in den letzten Jahren auf ganzer Linie versagt. Es begann mit der Einstellung von Oldsmobile, einer Automarke, die 1897 gegründet wurde und mithin als eine der ältesten der Welt galt. 2004 fiel der Vorhang, als GM die Traditionsmarke unwiderruflich heruntergewirtschaftet hatte und mit Kosten von einer Mrd. Dollar einstellen musste.
Und die Markenvernichtung geht weiter: Von Pontiac, produziert seit 1906, wird im Jahr 2010 der letzte Wagen ins Museum rollen. Der Grund: mangelnde Nachfrage aufgrund einer miserablen Modellpolitik, mäßiger Qualität und indifferenten Designs. Kurz vor der Einstellung wurde Pontiac immerhin noch ausgezeichnet. Und zwar mit dem Modell Pontiac Aztec als einem der zehn hässlichsten Autos der Welt auf einer Rangliste des britischen Daily Telegraph. „Es gab eine Zeit, aber das ist schon lange her, da wusste man genau, wofür Pontiac stand“, sagt Kevin Smith, Redaktionsleiter des Branchen-Infoportals Edmunds.com. Pontiac galt als die sportliche Marke im Konzern, es gab Ikonen wie den Pontiac Firebird, Trans Am oder GTO, allesamt in den 1990er Jahren im Design zugrunde gerichtet. Und dann kam die Marke Saturn, die sich an eine ähnliche Zielgruppe richtete und dadurch unter den Kunden Verwirrung stiftete, da sie etwas unbeholfen die japanische Konkurrenz imitieren wollte. Resultat: Auch Saturn wird nun eingestellt, wie GM nach gescheiterten Verhandlungen mit einem Käufer erst kürzlich verkünden musste.

Der Blick zurück
Besonders in der US-Autogeschichte gab es eine Reihe von herausragenden Marken, an die man sich mit Wehmut zurückerinnert. Etwa die American Motors Corporation (AMC), die mit dem kugeligen AMC Pacer sogar in Europa einen Achtungserfolg erringen konnte und noch immer eine treue Fan-Gemeinde hat. Ganz abgesehen von dem heute sehr gefragten Muscle Car AMC Javelin. Oder DeLorean, ein leicht verrücktes Konzept des skandalumwitterten ehemaligen General-Motors- Vizepräsidenten John De Lorean, gebaut in Nordirland in einer Karosserie aus rostfreiem Stahl und im Film Zurück in die Zukunft zu Ehren gekommen. Was haben wir da noch an USKlassikern, die es nicht mehr gibt: Studebaker zum Beispiel, Plymouth, Edsel, De Soto, Nash, Rambler und viele mehr.
Auch in Europa gibt es eine Reihe von Marken, die der Vergessenheit anheimgefallen sind, wenngleich man den Versuchen zur Wiederbelebung von Baureihen wie Bugatti oder Maybach durchaus Respekt zollen muss. Eingestellt wurden unter anderen NSU (Vorläufer von Audi), Messerschmitt, Horch, DKW, Borgward, Adler, Glas und die beiden Ostmarken Wartburg und Trabant (Letztere soll wiederbelebt werden).
Weltweit vermissen wir einst klingende Namen wie Datsun, Talbot, Morris, Austin, Lagonda, Panhard, Princess, Jensen, Sunbeam, Triumph oder die russische Marke Moskwitsch. Die nächsten Kandidaten für den Friedhof der Marken sind Mercury, Proton und Ssangyong. Warum? Weil sie als Marke keine Rolle mehr spielen.

Ausgewählter Artikel aus dem Jahr 2008

Arno Maierbrugger, Economy Ausgabe 999999, 25.08.2015