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19. April 2024

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Wenn Pilze miteinander reden

Wenn Pilze miteinander redenpiqs.de/Karl Dichtler

Forscher des österreichischen AIT verbessern Kommunikation zwischen Pilzen für industrielle Nutzung.

Schimmelpilzen eilt ein schlechter Ruf voraus, dennoch spielen sie in der industriellen Herstellung vieler Produkte unseres täglichen Lebens, wie Papier oder Textilien, aber auch für die Erzeugung von Biotreibstoffen eine wichtige Rolle.
Forscher des Austrian Institute of Technology (AIT) haben nun herausgefunden wie der Schlauchpilz (Trichoderma reesei mit seinen Artgenossen kommuniziert und sich vermehrt. Die neuen Erkenntnisse sollen Fortschritte in der Optimierung des Pilzes bringen.

Enzyme für Biotechnologie
Der Pilz gehört zu den weltweit bedeutendsten Schimmelpilzen und wird zur Produktion verschiedenster Enzyme in der Biotechnologie eingesetzt. Die im Schlauchpilz vorhanden Proteine werden weltweit in der Herstellung von Papier, zur Behandlung von Textilien oder für die Erzeugung von Biotreibstoffen verwendet. Zudem ist er leicht zu kultivieren, was ihn für die Industrie besonders attraktiv macht.
Viele Pilze sind jedoch industriell in Verwendung, bei denen die Kreuzung sehr langsam ist oder nicht zuverlässig funktioniert.
Ebenso kann man auch viele Pilze, die in der biologischen Schädlingsbekämpfung angewendet kommen, noch nicht kreuzen.
Gerade bei diesen Pilzen ist die Züchtung ohne Gentechnik von immenser Bedeutung für die Anpassung an Boden und Klima und die Verbesserung der Wirkung. Das Verstehen der Vorgänge in Trichoderma reesei kann auch die Kreuzung anderer Pilze verbessern oder überhaupt erst ermöglichen.

Optimierte Nutzung der Pilze
AIT-Forschern ist es nun erstmals gelungen, die "chemische" Kommunikation zwischen potenziellen Partnern von Trichoderma reesei zu zeigen. Bis jetzt war nicht bekannt, dass Pilze auch mit chemischen Signalen auf mögliche Partner reagieren.
"Durch unsere Ergebnisse wissen wir mehr über die sexuelle Entwicklung des Pilzes und über die chemischen Signale, die dabei gesendet werden,“ sagt Monika Schmoll, Senior Scientist am AIT Health & Environment Department. „Indem wir der Kommunikation zwischen Kreuzungspartnern auf den Grund gehen, können wir den Pilz für die Industrie optimieren,“ so Schmoll weiter.
Ihre Ergebnisse haben die ExpertInnen im renommierten Journal Molecular Microbiology veröffentlicht. Die Nutzung von natürlichen Ressourcen und Produktionsmethoden sowie biologische Methoden zur Pflanzenstärkung und Schädlingsbekämpfung sind einige der Kernthemen der Forschung am AIT.

Link: www.ait.ac.at

red/czaak, Economy Ausgabe 999999, 18.05.2015