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25. April 2024

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Ruhig auf hoher See

Ruhig auf hoher See© TU-Wien

Auf der TU Wien wurde eine bestechend einfache Lösung gefunden um kostengünstig große Plattformen auf dem Wasser zu errichten.

Sonnenkollektoren brauchen viel Platz – der steht auf großen Wasserflächen zur Verfügung. An der TU Wien wurde eine neuartige Leichtbaukonstruktion für fußballfeldgroße Plattformen – Heliofloats – entwickelt, die auch bei hohem Wellengang ruhig und stabil bleiben.
Das ermöglichen die offenen Schwimmkörper. „Würde man eine Plattform einfach auf luftgefüllte geschlossene Container montieren, so müsste die Konstruktion entweder unwirtschaftlich schwer und robust ausgeführt werden, oder sie würde einem starken Wellengang nicht lange standhalten“, erklärt Prof. Markus Haider, vom Institut für Energietechnik und Thermodynamik.
Die Auftriebskörper von Heliofloat hingegen kann man sich ähnlich vorstellen wie ein unten offenes Fass aus einem weichen, flexiblen Material, das im Wasser treibt. Im oberen Bereich befindet sich Luft, die nicht entweichen kann, daher schwimmt das Fass – aber nach unten hin hat die Luft direkten Kontakt zum Wasser. Es gibt keinen abgeschlossenen Luftposter, die Luftsäule über dem Wasser wirkt wie ein Stoßdämpfer. Die flexiblen Seitenwände dieser Fässer nehmen daher nur geringe horizontale Kräfte auf.

Vielfältige Einsatzgebiete
Mehrere dieser Luftbehälter bilden ein Heliofloat, oben entsteht eine große, ebene Nutzfläche. Werden die Luftbehälter richtig dimensioniert, können die Wellen unterhalb von Heliofloat hoch und nieder gehen, ohne die Plattform maßgeblich zu beeinflussen. Die Anlage schwebt ruhig über dem Wasser. Mit geschlossenen und steifen Luftpolstern wäre das unmöglich, sie würden die Wellenenergie in viel stärkerem Ausmaß aufnehmen, wild zu schwanken beginnen und die Plattform früher oder später zerstören.
Neben der Solarenergiegewinnung sind viele andere Anwendungsmöglichkeiten angedacht. „Für Entsalzungsanlagen oder Biomassegewinnung aus Salzwasser bieten Heliofloat-Plattformen ganz neue Möglichkeiten“, sagt Roland Eisl, Geschäftsführer der Heliofloat GmbH. „In heißen Ländern könnte man Seen durch Heliofloat-Plattformen vor dem Austrocken schützen.“ Die Verdunstungsfläche wird kleiner, Heliofloat-Plattformen können aber Sonnenlicht ins Wasser durchlassen, um das Leben im See nicht zu beeinträchtigen. Man könnte auf Heliofloat auch Aquafarming betreiben, sogar die Errichtung von Sportanlagen ist möglich – und in weiterer Zukunft eventuell auch der Bau von Wohnhäusern auf dem Wasser.

Dem internationalen Fachpublikum wird die neuartige schwimmende Plattform nun erstmals auf der Hannover Messe (25.-29.4., Halle 27, Stand L71) vorgeführt.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 26.04.2016