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25. April 2024

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Roboter-Röntgen

Roboter-RöntgenBilderbox.com

Kostenbremse im Gesundheitssystem fordert industrielle Logik.

Mit einem robotergesteuerten Universalgerät will Siemens neue Standards in der Röntgendiagnostik setzen. Bei der Vorstellung des Hightech-Röntgenscanners in Erlangen stellte Siemens Healthcare-CEO Bernd Montag eine Professionalisierung der medizinischen Versorgung fest: „ Es geht nicht länger darum, möglichst viel an einem Patienten zu machen, sondern die Mittel so effizient wie möglich einzusetzen, um die Menschen gesund zu erhalten.“ Der Krankenhäuser und ambulante Versorger müssten den „ökonomische Mehrwert bei gleichzeitig höchstem Leistungsniveau“ sicherstellen.
Ähnlich sieht es auch Francois Nolte, Leiter Business Line X-Ray Products: „Es braucht mehr Ergebnis mit weniger Ressourcen.“ Das vergleichsweise grazile Gerät ist für ihn ein Paradebeispiel für diesen Spagat. Der mit zwei hochpräzisen Roboterarmen ausgestattete Apparat ist platzsparend, flexibel einsetzbar und ermöglicht neben konventionellen 2D-Röntgenbildern auch 3D-Aufnahmen. Das Gerät ist in der Notfallmedizin ebenso einzusetzen wie in der Orthopädie. Und es ermöglicht selbst Fluoroskopie-Untersuchungen sowie die Darstellung von Gefäßen.
In der Planung und Vorbereitung von Operationen spielen 3D-Daten eine immer größere Rolle. 3D-Bilder können in Systeme eingepflegt werden und stehen dem Chirurgen während der Operation zur Verfügung. Orthopäden wiederum erleichtert eine 3D-Aufnahme die Wahl der richtigen Prothese.

Neues Arbeitsprinzip
„Nicht der Patient wird bewegt, der Scanner bewegt sich um ihn herum“, erklärt Michael Lell, Leitender Oberarzt am Radiologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen. Damit sind Aufnahmen im Stehen, Liegen oder Sitzen möglich, was ein oftmals schmerzvolles oder mühsames Umlagern unnötig macht.
Besonders 3D-Aufnahmen sind dann am aussagekräftigsten, wenn sie bei natürlicher Gewichtsbelastung entstünden – also eine stehende Aufnahme bei einem Bandscheibenvorfall. Und zur Abklärung eines Knochenbruchs bietet ein 3D-Röntgen die selben Möglichkeiten wie eine Computertomografie (CT).
Das neue Gerät ist bereits im Testeinsatz, unter anderem in Zürich, Basel , Malmö und Linz. Der Trainingsaufwand sei gering, das Personal schätze den flexibleren Zugang zum Patienten und die große Freiheit in der Beweglichkeit, erklärt Lell. Mittel- und langfristig ließen sich durch den Einsatz bei einem hohen Patientenaufkommen klinische Arbeitsprozesse verbessern und ökonomisieren, zeigte er sich überzeugt. Für den einzelnen Patienten bleibe dadurch mehr Zeit.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Weabartikel, 13.11.2015