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16. April 2024

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Neue Ära der Schlaganfallbehandlung

Neue Ära der SchlaganfallbehandlungBilderbox.com

Dem „Killer Nummer zwei“ wird nun mit einer neuartigen Kathetertechnik der Kampf angesagt.

Schlaganfallzentren, sogenannte Stroke Units, haben sich in Österreich und weltweit bewährt. Rund die Hälfte der 38 bisher in Österreich errichteten Stroke Units müssten nun mit einer neuen Kathetertechnik zur Entfernung von Blutgerinnseln in Hirngefäßen aufgerüstet werden. Dies forderten Experten während der Tagung der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft an der Donau-Universität Krems.
„Mit der neuen Technik können noch mehr Leben gerettet und schwere Folgebehinderungen vermieden werden“, sagte Michael Brainin, der zukünftige Präsident der Welt Stroke Organisation. 2014 und 2015 hätte eine Reihe von klinischen Studien belegt, dass die Entfernung des Gefäßgerinnsels durch die neue Kathetertechnik zusätzlich zur intravenösen Gerinnselauflösung die optimale akute Schlaganfallbehandlung darstelle. „Die endovaskuläre Thrombektomie ist eine Therapie mit deutlichen höheren Chancen, einen schweren Schlaganfall mit keiner oder nur geringer Behinderung zu überstehen.“

Killer Nummer zwei
Es geht um die Einrichtung von Katheterlabors an den Stroke Units, um die Ausbildung und die Bereithaltung des spezialisierten Personals ähnlich wie bei den Katheterlabors der Kardiologen. Dazu sagte der Wiener Experte Wilfried Lang: „Schlaganfall ist in Österreich nach wie vor der Killer Nummer zwei und die Ursache häufiger Behinderungen im Alltag. Es ist Zeit, dass neue Therapieoptionen dieser Krankheitsursache zu Leibe rücken."
Voraussetzung ist ein koordiniertes Versorgungsnetz für Schlaganfallpatienten vom Krankentransport in eine spezialisierte Abteilung, die sogenannte Stroke Unit, über die radiologische Untersuchung und die genaue Einschätzung von potenziellem Nutzen versus dem Risiko eines solchen Eingriffs. Oft wird dabei zunächst schon eine Thrombolyse durchgeführt und dann in der Klinik der Kathetereingriff angehängt. Er ähnelt den Kathetereingriffen bei Patienten mit akutem Herzinfarkt.
In einer Studie zeigte sich, dass man bei 85 Prozent der behandelten Schlaganfallpatienten den Thrombus mit dem Katheter beseitigen konnte. Die Sterblichkeit wurde im Vergleich zur Standardtherapie halbiert. Funktionell unabhängig leben konnten 53 Prozent der Behandelten (nach Standardtherapie: 29 Prozent). Pro Jahr werden in Österreich rund 25.000 Schlaganfälle registriert.

APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.01.2016