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19. April 2024

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Nachschlagewerk für KGB, MI6 und CIA

Nachschlagewerk für KGB, MI6 und CIApiqs.de/ludovic bertron

Alles Wissenswerte über die Spionageliteratur und den Agentenfilm bringt ein Lexikonprojekt des FWF – einem Werk sowohl für den Goldfinger-Fan wie für den Kulturwissenschaftler im Forschungsbetrieb.

Britische Geheimagenten von James Bond bis George Smiley sind ein fester Bestandteil der Populärkultur. Hinter der Darstellung des Geheimagenten als Playboy und dessen aufregenden Abenteuern steckt jedoch mehr: „Das populäre Genre ist das geeignete Mittel, um Modellbeispiele nationalen Heldentums oder Kommentare zu Themen wie Korruption und Verrat einer großen Leserschaft näherzubringen“, erläutert Alan Burton, der an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt sowie an der University of Leicester forscht.
Die Projektergebnisse fasst Burton nun in zwei Referenzwerken zur Spionage in Literatur und Film zusammen. Das Projekt des Wissenschaftsfonds FWF soll aber nicht nur fundierte wissenschaftliche Analysen bieten, sondern auch unterhaltsame Lektüre.

Realistisch und zynisch
Ein Aspekt des FWF-Projekts ist die Publikation des Lexikons „Historical Dictionary of British Spy Fiction“. In 300 Einträgen auf über 500 Seiten gibt Burton einen Überblick über mehr als ein Jahrhundert Spionageliteratur, Autoren und Spionfiguren im kulturgeschichtlichen Kontext: „Vor dem ersten Weltkrieg gab es in England noch kein Intelligence System, die Romane stellten den Spion als Gentleman der Upper-Class dar, der als amateurhafter Abenteurer das Empire rettet.“
In der Zeit des Kalten Krieges erreichte das Genre mit John Le Carré und Ian Fleming dann einen Höhepunkt. „Le Carré, der selbst für den britischen Geheimdienst tätig gewesen ist, setzt sich dabei realistischer und zynischer mit Loyalität und Patriotismus auseinander.“ Gegenwärtige Romane greifen wie Werke des späten Viktorianismus Invasionsängste auf, konkret werden diese allerdings an Themen wie der Ausspionierung von Daten oder dem Terrorismus behandelt.
Dieser Veröffentlichung wird ein Band über das Spionagedrama in Film und TV folgen. Insgesamt werden 73 Filme und 70 Fernsehdramen analysiert. Das FWF-Projekt zeigt durch seinen kulturgeschichtlichen Ansatz, wie vielschichtig gesellschaftspolitische Fragen in der Spionageliteratur und im Spionagefilm diskutiert werden.

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red/stem/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 15.01.2016