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29. März 2024

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Josef Penninger wird Österreich verlassen

Josef Penninger wird Österreich verlassenOeAW_Imba

Diese Aussage ist eine hypothetische Annahme nach Recherchen und Interpretationen der Aktivitäten der handelnden Personen unter Einbindung der Akademie der Wissenschaften.

Ein Kommentar von Christian Czaak. Das Thema Wissenschaft und Bildung ist entscheidend für einen Standort und seine Volkswirtschaft, die besten Köpfe ziehen weitere kluge Köpfe nach, die Jagd nach Forschern von Weltrang überholt das Head-Hunting nach prominenten Wirtschafts-Managern oder zieht zumindest gleich.
Neben Rahmenbedingungen wie etwa Lebensqualität oder gut ausgebildete Studenten, zählt in der zeitgemäßen Forschung primär das Geld. Nur eine ausreichende und zudem über viele Jahre gesicherte finanzielle Ausstattung kann eine volkswirtschaftliche und standortpolitische Wertschöpfung mit Patentanmeldungen, universitären SpinOffs sowie Start-Ups und neue Arbeitsplätze möglich machen.

Ein österreicherischer Forscher von Weltrang
Josef Penninger, 1964 in Gurten im oberösterreichischen Innviertel geboren ist ein Wissenschafter und Forscher von Weltrang. Würde man alle seine Ausbildungsstationen und alle seine Auszeichnungen anführen, dann wären sechs A4-Seiten beschrieben.
Penninger studierte an der Uni Innsbruck Medizin und parallel Kunstgeschichte (sic!) und Spanisch. In seiner Doktorarbeit am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie an der Med-Uni Innsbruck beschäftigte er sich dann mit der Immunologie. Die Promotion zum Dr. med. erfolgte 1990, sein Doktorvater war der Pathologe und spätere Präsident des Wissenschaftsfonds (FWF), Georg Wick.
Sofort nach seiner Promotion ging Penninger als „Post-Doc“ nach Kanada an das Ontario Cancer Institute, bis 1994, danach war er bis 2003 „Principal Investigator“ beim US-Gentechnikkonzern Amgen und arbeitete als solcher am Department of Immunolgy and Medical Biophysics der Uni Toronto/Kanada.

Der Ruf aus Österreich
2003 folgte dann der Ruf der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum Aufbau des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien. Dazwischen und danach folgten zahlreiche Professuren und wissenschaftliche Tätigkeiten u.a. weiter in Toronto sowie in Beijing/China oder auch in Paris/Frankreich.
Aus über 40 (!) nationalen und internationalen Auszeichnungen erhielt er u.a. 1994 vom amerikanischen Präsidenten die „National Medal of Technology“, 1998 die kanadische Auszeichnung als einer der „Top 10 „Hottest“ Scientist in the world“ und 2003 war er „Austrian Scientist of the Year“.
Vom World Economic Forum wurde er 2005 als „Young Global Leader“ ausgezeichnet, 2007 wurde er als jüngstes Voll-Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 2014 erhielt Penninger schließlich mit dem „Wittgenstein-Preis“ Österreichs höchste, mit 1,5 Mio. Euro dotierte wissenschaftliche Auszeichnung.

Die Champions League spielt in Deutschland
Penningers akademischer und beruflicher Werdegang und auch seine Auszeichnungen zeigen seine internationale Orientierung und zudem seine Orientierung an der Weltspitze. In einem Bericht im Standard zum möglichen Wechsel nach Berlin sprach Penninger vom „Mitspielen in der Champions-League“.
Sein Arbeitgeber, die Akademie der Wissenschaften will als Reaktion auf die anscheinend erst den Medien entnommene Situation nun einmal „die Abwehrverhandlungen konkretisieren sobald Josef Penninger sein offizielles Anbot aus Berlin vorlegt.“
Das ist kein pro-aktives Verhalten und zeigt zudem eine gewisse Entfernung oder zumindest keine aufrechte Kommunikation. Bei beiden Seiten. Im Gespräch mit economy antwortet Penninger auf die Frage nach einer etwaigen Nachfolgeregelung am IMBA, dass „die Akademie die neue Leitung international ausschreiben müsste“. Ob die Akademie sein Berliner Angebot noch sehen wird, ist daher mehr als fraglich.
Josef Penninger will in der Champions Leaegue spielen und die spielt bekanntermaßen in Deutschland. Zumindest noch, Penninger könnte auch der Pep Guardiola der Österreichischen Forschung sein. Dazu braucht es aber auch politische Rahmenbedingungen mit einem finanziell ausreichend und nachhaltig dotierten Bekenntnis zum Bildungs- und Forschungsstandort Österreich.

Christian Czaak, Economy Ausgabe 999999, 30.04.2015