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23. April 2024

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Hilfe oder Schaden

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Künstliche Beatmung kann zu Lungenschädigungen führen, indem sie schnelle Sauerstoffschwankungen auslöst. In Wien wird nun erstmals dieser zusätzliche Faktor für Lungenversagen untersucht.

Ein akutes Lungenversagen kommt auf der Intensivstation häufig vor. Es kommt zu schwerer Atemnot, der Sauerstoffanteil im Blut nimmt stark ab und der Kohlendioxidanteil steigt. Um den gestörten Gasaustausch zu stabilisieren, setzt die Medizin mechanische Beatmung ein. „Doch dabei kann es zu so etwas wie einem Teufelskreis kommen“, erklärt der Anästhesist Klaus Ulrich Klein von der Medizinischen Universität Wien. Die künstliche Beatmung kann den Lungenschaden verschlimmern. Und das kann schwerwiegende Folgen wie beispielsweise verlängerte Intensivaufenthalte, kognitive Funktionsstörungen oder weitere Organschädigungen haben.
Die mechanische Belastung der Lunge führt zu schnellen Sauerstoffschwankungen. Das ist schon lange bekannt. Unklar ist jedoch, welche Bedeutung diese Schwankungen für die Lungenschädigung haben. „Wir gehen davon aus, dass schnelle Sauerstoffänderungen zur Bildung von freien Sauerstoffradikalen sowie lokalen Entzündungsreaktionen in der Lunge führen und somit eine eigenständige Ursache der Lungenschädigung darstellen“, sagt Klein.

Optimale Beatmung
Ein Forscherteam um den Mediziner will nun die zugrunde liegenden Mechanismen und Signalwege untersuchen, die durch schnelle Sauerstoffänderungen in der Lunge hervorgerufen werden. Generell würden freie Sauerstoffradikale eine wichtige Rolle spielen, begründet Klein die Bedeutung seiner Forschungsarbeit. Gegenwärtig werden insbesondere Strategien zur individuellen Optimierung der Beatmungseinstellung erforscht, mit dem Ziel, den Lungenschaden zu minimieren.
Das medizinische Forschungsprojekt wird durch den vom Wissenschaftsfonds FWF vergebenen Gottfried und Vera Weiss-Preis finanziert. Seit 2015 schreibt der FWF im Auftrag der Weiss-Wissenschaftsstiftung die Einreichung von Projekten auf dem Gebiet der Anästhesie und Meteorologie aus. Mit dem Preis soll der wissenschaftliche Nachwuchs aus beiden Fachgebieten gefördert werden.

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 14.04.2016