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28. März 2024

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Echheitszertifikat für Webvideos

Echheitszertifikat für Webvideospiqs.de/stefano mortellaro

In Wien wird eine Lösung zur automatischen Identifikation von gefälschtem Video-Content entwickelt.

Manche Nachrichten werden erst durch Originalaufnahmen interessant. Und die Verfügbarkeit solchen Materials ist heutzutage größer denn je – fast immer ist ein Beobachter mit einem Smartphone vor Ort. Es dauert also nur Minuten, bis der Inhalt im Netz ist. Diese sogenannten User Generated Videos (UGV) sind für Nachrichtendienste sehr wertvoll, denn oft sind sie die allerersten Bilder eines Ereignisses. Wenn sie sich später aber als manipuliert entpuppen, können sie die Reputation eines Dienstes zerstören. Den Wahrheitsgehalt solcher Videos unter Zeitdruck zu bestätigen, bindet beachtliche Ressourcen von Medienorganisationen.
Eine Gruppe internationaler Medientechnologie-Experten will diesen Aufwand nun drastisch reduzieren: Im Rahmen des mit mehreren Millionen Euro dotierten EU-Projekts InVID – In Video Veritas wird eine webbasierte Plattform errichtet, die UGVs automatisch auf ihre Relevanz und Glaubwürdigkeit hin überprüft.
„InVID wird quasi ein Echtheitszertifikat für UGVs ausstellen. So können sich Sendeanstalten oder Nachrichtenagenturen auf die Authentizität des verfügbaren Materials verlassen. Das spart ihnen enorme Ressourcen und wird die Qualität ihrer Nachrichten verbessern“, sagt Lyndon Nixon, vom Institut für Neue Medientechnologie an der MODUL University Vienna.

Objektiv messbar
Bisher beruht der Prozess zur Bestimmung der Echtheit auf individueller, menschlicher Einschätzung – und nicht auf objektiv messbaren Kriterien. So müssen die Verantwortlichen binnen kürzester Zeit verifizieren, ob Zeitpunkt und Ort des dargestellten Ereignisses plausibel erscheinen und ob das Video-Material nicht manipuliert wurde. InVID wird alle wesentlichen Schritte automatisiert durchführen. Der Verifizierungsprozess prüft unter anderem, ob das Video in irgendeiner Weise technisch manipuliert wurde.
In der Folge wird der Rechteinhaber ermittelt und die Nutzung vereinbart. Bei all diesen Schritten wird dabei auf Datenanalysen der webLyzard technology GmbH, einem Spezialisten für Medienanaylse und Marktforschung, zurückgegriffen. InVID soll Journalisten direkt unterstützen. Deswegen sind drei Nachrichtenorganisationen mit an Bord, die Austria Presse Agentur (APA), Deutsche Welle und Agence France Presse (AFP).

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red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 29.12.2015