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28. März 2024

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Systemfehler

Systemfehler© Bilderbox.com

Die gemeinsame Ausbildung für Lehrer an Pflichtschulen sowie Lehrer an mittleren und höheren Schulen könnte zu einem Lehrermangel an den NMS führen.

In Zukunft sollen alle Lehrer für die Altersgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen gemeinsam ausgebildet werden und danach auch an allen betreffenden Schultypen unterrichten können. Bisher gab es eine dreijährige Ausbildung für die Pflichtschullehrer an den Neuen Mittelschulen (NMS) und ein viereinhalbjähriges bis fünfjähriges Studium für Lehrer an den AHS und den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, welches mit einem einjährigen Unterrichtspraktikum ergänzt wurde.
Laut ÖH wurde dabei ein entscheindender Fehler gemacht: „Das Bildungssystem wurde nicht als Ganzes mitgedacht.“ Nun könnte ein Lehrermangel an den NMS drohen, warnt Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender, FEST). Es werde immer schwieriger werden, Lehrer für NMS in Ballungsräumen zu finden. Diese könnten vermehrt auf Gymnasien mit ihrer zumindest in Ballungsräumen tendenziell einfacheren Klientel ausweichen. Zukünftige Lehrer würden also die NMS meiden.

Abschreckender Effekt
Die neue Lehrerausbildung führt zu einer teils drastischen Verlängerung der Ausbildungsdauer: Auf einen vierjährigen Bachelor muss als Voraussetzung für einen unbefristeten Dienstvertrag ein mindestens eineinhalbjähriger – vermutlich aber zweijähriger – Masterstudium folgen. Dazwischen ist noch eine einjährige Einführung in die Berufspraxis durch speziell ausgebildete Mentoren vorgesehen.
Für Goldinger, die selbst das Lehramt für NMS studiert, ist die künftige Ausbildungsdauer ein „Irrsinn. Man schickt die Leute in eine sechsjährige Ausbildung, die aber extrem spezifisch ist und in einen Beruf führt, in dem man kaum Entwicklungsmöglichkeiten hat.“ Sie warnt auch vor einem abschreckenden Effekt auf jene, die nicht direkt nach der Schule mit der Lehramtsausbildung beginnen. „Diese Gruppe werden wir teilweise verlieren.“
Das Bildungsministerium verteidigt die Dauer der neuen Ausbildung: Es sei wohl nachvollziehbar, dass die geplante Ausweitung von Fachinhalten und Praxis für ein Studium, das für zwei Fächer qualifiziert, nicht mehr in drei Jahren machbar sei. Gerade für die NMS in Ballungsräumen sei die Ausweitung besonders sinnvoll, so Angela Weilguny, die für Pädagogische Hochschulen zuständige Sektionschefin: In anderen Ländern würden schließlich auch die Besten an schwierige Schulen geschickt, weil man ihnen zutraue, dass sie trotzdem guten Unterricht zustande bringen.

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APA-Science/red/stem, Economy Ausgabe Webartikel, 19.04.2016